Sprache des Schweigens

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amara5 Avatar

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Die britisch-kongolesische Schriftstellerin Christina Fonthes verflechtet in ihrem gelungenen und lesenswerten Debüt „Wohin du auch gehst“ auf sehr eindringliche, berührende Weise den miteinander verwobenen Lebensweg zweier kongolesischer Frauen auf verschiedenen Zeitebenen und Kontinenten. Dabei thematisiert sie authentisch, intensiv und bewegend, was es heißt, queer und PoC zu sein sowie die stille Macht jahrzehntelangen Schweigens und von weitergebenen Traumata.

Die junge Mira wächst unter wohlhabenden Umständen in Gombe, Kinshasa auf – als sie sich in den 1980er-Jahren in einen Straßenmusiker verliebt, versucht die angesehene Familie diese Liebe unter allen Umständen zu verhindern. Anfang der 2000er-Jahre lebt Bijoux in London bei ihrer nun streng religiösen Tante Mireille (Mira), nachdem sie mit 12 Jahren den Kongo verlassen musste. Als sie sich in eine Frau verliebt, ist Mireille sowie die traditionelle Kirchengemeinde empört und Bijoux soll mit einem Mann verheiratet werden.

Feinfühlig und gekonnt wechselt Christina Fonthes zwischen den Zeiten und Innenwelten ihrer Protagonistinnen, die abseits ihrer Heimat ihre afrikanische Identität nur innerlich zerrissen und bruchstückhaft integrieren können. Packend bis zum Schluss schildert sie den Ausbruch aus familiären Verstrickungen, Konventionen sowie strengen Glaubensgemeinschaften und zeigt mit vielen zeithistorischen Rückblenden auf, wie aus Mira die verbittere Mireille geworden ist. Und wie kraftvoll es sein kann, einen Weg aus dem Schweigen in eine gemeinsame Sprache zu finden. Ein kraftvolles, soghaftes und empfehlenswertes Debüt!