Tolles Debut!!

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Christina Fonthes gelingt ein erzählerisches Kunstwerk, das tief in Fragen weiblicher Selbstbestimmung, intergenerationeller Bindungen und queerer Identität eintaucht. Ihr Roman *„Wohin du auch gehst“* verhandelt zentrale feministische und postkoloniale Themen wie Mutter/Tante-Tochter-Konflikte, Migration, familiäre Traumata, queeres Begehren und die Macht patriarchaler Strukturen – ohne je didaktisch zu wirken. Die Sprache ist klar, eindringlich und zugleich poetisch – sie zieht nicht nur in die Geschichte hinein, sondern erzeugt eine spürbare emotionale Resonanz.

Die Geschichte kreist um zwei komplexe Frauenfiguren: Bijoux und Mira. Ihre Leben sind durch Zeit, Raum und Erfahrung voneinander getrennt – und doch tief verbunden. Bijoux, die aus Kinshasa stammt und in London bei ihrer Tante Mira aufwächst, widersetzt sich der arrangierten Ehe und folgt stattdessen ihrer Liebe zu einer Frau. Mira erscheint zunächst hart, fast unnahbar, doch hinter dieser Fassade liegt eine vielschichtige Vergangenheit, die sich im Verlauf des Romans entfaltet.

In ihrer Vielstimmigkeit und narrativen Tiefe gelingt es Fonthes, Erfahrungen von Entwurzelung und Neubeginn literarisch zu verdichten. Besonders bemerkenswert ist die Verwebung kultureller Kontexte: Der Roman vermittelt auf subtile Weise Wissen über kongolesische Geschichte, Diasporaerfahrung und kollektive Erinnerung. Die Einbindung von Lingala-Begriffen – unterstützt durch ein Glossar – unterstreicht den Anspruch auf kulturelle Authentizität und Dezentrierung eurozentristischer Perspektiven.