Die stolzesten Ohren des Universums

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
owenmeany Avatar

Von

Dieses Jugendbuch des Deutschen Buchpreisträgers habe ich in einem Rutsch gelesen, und nun hallt es die ganze Zeit in mir nach, wobei mir dauernd noch Neues dazu einfällt.

Obercool stellt sich der namenlose Ich-Erzähler vor, wie er sich sträubt, von seiner geliebten, aber dauernd gestressten Mutter ins Ferienlager geschickt zu werden. In seiner entschiedenen Null-Bock-Haltung trifft er auf einen weiteren Einzelgänger: Jörn, das geborene Opfer mit seinen verschrobenen Hobbys und dem antiquierten Wortschatz. Ihn gilt es vor den Mobbingattacken eines berüchtigten Trios zu schützen.

Mit fortschreitendem Hergang, bei dem man sehr viel zwischen den Zeilen nur angedeutet findet, wird immer unklarer, um wen es denn eigentlich geht, denn der Angstwolf erscheint beiden, und auch Jörn nutzt manche Gelegenheit, seinem Zimmergenossen aus der Patsche zu helfen.

Jedenfalls haben sie beide nichts mit den kindischen Gruppenaktivitäten am Hut und erst recht nichts mit dem schablonenhaften "Sozialpädagogengequatsche" der Betreuer. Da fasst man lieber zu dem rauhbeinigen Koch Vertrauen, bei dem man sich schließlich auch noch revanchieren kann.

Das Ganze ist ein Entwicklungsroman im Zeitraffer, aber es gibt eben Phasen im Leben, die einen in kurzer Zeit ein ganzes Stück voranbringen.

Die Art und Weise, wie der Autor seine Figur als Sprachrohr benutzt, hat mich von der ersten Seite an für das Buch eingenommen und sehr amüsiert. Psychologisch stimmig höre ich praktisch im O-Ton, mit welchen Details er sich über die Natur als solches und gutgemeinte Beschäftigungstherapien im Zusammenhang damit ausspricht unter Zuhilfenahme origineller Wortschöpfungen wie "andersiger" oder "die Wurzeln stolpern mich". Wesentliche Dinge spricht er nicht explizit aus, sondern tupft sie nur an, z.B. als er nach langem Zögern endlich Banisha anspricht und in Erwägung zieht, mit ihr Schach zu spielen.

So kommt die Lösung auch nicht mit dem großen Paukenschlag, sondern die Frage bleibt offen: soll man den Wolf besiegen oder zähmen?

Die holzschnittartigen, zweifarbigen Bilder Regina Kehns sind dazu die optimale Ergänzung, indem sie die Stimmung des Textes aufnehmen und intensivieren.

Diesen Jugendroman empfehle ich aufgeweckten, nachdenklichen Jugendlichen ab 13 und traue ihnen zu, dass sie sich wiederfinden in den Gedanken und Irritationen dieses bedrängten Schülers