Schonungslos

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melail Avatar

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Bisher ist mir Herr Andreas Gößling als Autor völlig unbekannt, meine Meinung bezieht sich also alleine auf "Wolfswut" und bietet keinen Vergleich zu früheren Werken.

Das Buch ist ein bisschen wie das Auto und das Fahrverhalten unserer Protagonistin. Man beschleunigt von Anfang an erbarmungslos. Die Geschichte und Charaktere kommen dabei keinesfalls zu kurz, dennoch zieht sich der Spannungsbogen sehr gelungen durch das gesamte Werk. Unerbittlich wird immer noch eins oben drauf gelegt, ohne dass man als Leser irgendwann denkt "jetzt reicht's aber mal!". Selbst gegen Ende, nach 500 Seiten, will man immer noch mehr.
Man hat keinerlei langatmige Passagen, durch die man sich Seite für Seite quälen muss. Beschreibungen und Dialoge sind nicht zu stark ausgeschmückt, sie sind aber auch gleichzeitig nicht zu seicht.
Es ist eher so, dass man Seite für Seite ein Stück mehr der Geschichte erhält und mit jeder Seite mehr erhalten WILL.
Man entwickelt den gleichen Jagdinstinkt wie die Protagonistin, was ich unglaublich gelungen finde.

Normalerweise bin ich kein Fan davon, wenn in Büchern unzählige Charaktere vorkommen und man sich irgendwie merken muss, wie die jetzt alle zusammenspielen und wer gleich noch mal wer ist und was getan hat. In dieser Geschichte gibt es viele Charaktere, allerdings fällt es überhaupt nicht schwer, Namen, Aussehen, Rollen sofort wieder einer bestimmten Person X zuzuordnen. Das spricht für mich sehr dafür, was für herausragende und besondere Charaktere hier geschaffen wurden.

Aber die Geschichte ist durchaus mit Vorsicht zu genießen. Man begegnet sehr vielen sozialen Gruppen, die in unserer Gesellschaft sehr schlecht gestellt sind, die sehr viel Leid ertragen müssen. Der Autor scheut sich nicht, dem Leser die Realität knallhart und ehrlich vor den Latz zu knallen.
Man wird hier erbarmungslos mit Trauer, Schmerz und Tod konfrontiert. Teilweise so brutal und mit einer derartig ausdrucksstarken Wortgewalt, dass mir als eingefleischte Hardcore, Horror und Thriller Leserin etwas schlecht wird.
Ich kann das Buch nicht empfehlen, wenn man keine Geschichten mag, die etwas "übertreiben", nichts wiedergeben, was so jeden Tag passiert.

Die Geschichte ist besonders, sie ist rasant und vielleicht ein bisschen fantastisch - zumindest wünscht man sich das, um Nachts noch gut schlafen zu können.