Schräg aber gut - mit Einschränkungen

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drums030 Avatar

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Eine Rezension über "Wolfswut" von Andreas Gößling zu schreiben ist gar nicht so einfach. Beim Lesen gab es eine ständige Ambivalenz zwischen dem Drang weiterzulesen und Abscheu/Widerwillen. Warum, versuche ich hier kurz darzulegen. Der Einstieg in die Story ist m.E. höchst gelungen: Die Tochter des verstorbenen Alex Soltau findet in einem Abrissbau (der zu seinem Nachlass gehört) Fässer, die jeweils verschiedene Körperteile toter Frauen enthalten. Auf den Fall angesetzt wird Kommissarin Hallstein mit ihrem neuen Kollegen der frisch aus Bayern zugezogen ist. Hallstein selbst scheint höchst neurotisch zu sein, was unter anderem daran liegen mag, dass vor Jahren ihr Bruder spurlos verschwunden ist. Seither lässt sie sich ausschließlich mit viel zu jungen Männern ein und hat einige Aufenthalte in der Psychiatrie hinter sich. Der Beginn des Buches war für mich äußerst reizvoll. Leider ist die führende Geschichte (die Frauen in den Fässern) äußerst (und ich meine ÄUßERST) brutal. Dies wird dadurch verstärkt, dass immer wieder Abschnitte aus einer Art Tagebuch vorkommen, in denen die abartigen Foltermethoden aufs genaueste beschrieben werden. Das muss man mögen, ich persönlich mag es gar nicht. Es gehört sicherlich irgendwo zu der Story dazu, mir aber war es zu viel. Zweiter Knackpunkt war für mich die m.E. teilweise doch etwas karikiert skizzierte Persönlichkeit der Kommissarin Hallstein. Auch hier aber eine gewisse Ambivalenz, da ihre sehr spezielle Persönlichkeit einen gewissen Charme des Buches ausmacht. Es gab immer wieder kurze Szenen, die mich in ihrer Absurdität oder aufgrund ihres trockenen Humors zum Lachen gebracht haben, das kann nicht jedes Buch.
Alles in allem halte ich das Buch für einen gelungenen Krimi der allerdings eher hartgesotten, weniger zart besaiteten Krimilesern zu empfehlen ist.