Guter Krimithriller im Kreuzfahrtmilieu

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kindder80er Avatar

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Lo hat definitiv ein Alkoholproblem, ist depressiv, aber darf nun die Schwangerschaftsvertretung für ihre Chefin auf einem eindrucksvollen Kreuzfahrtschiff spielen, um als Journalistin über diese Reise im Reisemagazin zu berichten. So weit so gut, so weit, so einfach. Lo schaut aber wiederholt zu tief ins Glas und wankt in ihre Koje. Im Halbschlaf hört sie Schreie und etwas Schweres ins Wasser fallen. Außerdem entdeckt sie die blutverschmierte Reling. Als sie Hilfe holt, sind aber alle Spuren beseitigt und sie traut sich selbst nicht mehr. Sie weiß aber, dass die Kabine nebenan noch vor wenigen Stunden eine Frau bewohnt hat, mit der sie sogar gesprochen und Schminke ausgetauscht hat.

Alles weitere spielt sich komplett im Mikrokosmos des Schiffes ab, so dass auch die Verdächtigen zwar eingegrenzt, aber dennoch endlos erscheinen. Man wird natürlich obligatorisch mehrmals in die Irre geführt, was aber durchaus clever und nicht zu platt gelöst ist.

Natürlich weiß man als Leser, dass sich Lo nicht getäuscht hat, obwohl ihre Glaubwürdigkeit von allen angezweifelt wird. Sie dreht sich doch oft im Kreis - das ist auch das, was mich ein bisschen genervt hat. Sie ist schon egozentrisch und kommt streckenweise nicht vom Fleck, weil sie entweder an sich zweifelt oder - viel öfter - sich für so richtig clever hält.

Insgesamt aber war der Krimithriller sehr spannend und vom Schreibstil her flüssig geschrieben. Norwegen hätte für meinen Geschmack ein bisschen opulenter beschrieben sein können, denn warum sonst platziert man den Schauplatz exakt auf eine Kreuzfahrt in diese Gefilden? Ich habe mich dennoch sehr unterhalten gefühlt und über weite Strecken war das Buch sogar ein Pageturner für mich!