Mord an Bord

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Woman in Cabin 10, Thriller von Ruth Ware, 384 Seiten, erschienen im dtv-Verlag.
Eine Frau wird Zeugin eines Mordes aber niemand glaubt ihr.
Die britische Journalistin Laura Blacklock, wird in ihrer eigenen Wohnung überfallen. Da sich ihr Freund Judah auf einer Auslandsreise befindet und sie schon seit ihrer Jugend an Angststörungen leidet, ist sie froh für eine schwangere Kollegin eine PR-Reise nach Norwegen, auf einem Luxus-Kreuzfahrtschiff antreten zu können. Nach einem feuchtfröhlichen Abend wird Lo von Schreien aus der Nebenkabine geweckt. Kurz darauf hört es sich an, als ob ein Mensch über Bord geworfen wird. Als Lo den Sicherheitsoffizier alarmiert, scheint die Nebenkabine leer, als ob es die geheimnisvolle Frau nebenan, die nur Lo gesehen hat, gar nie gegeben hätte. Keiner will ihr glauben.
Solide gemachter, spannender Thriller in acht Teilen, aufgeteilt in 37 Kapitel. Die Autorin schaffte es die Geschichte besonders lebendig zu gestalten, denn zwischen den Kapiteln sind E-Mail und Zeitungsnachrichten eingestreut. Das hat mir sehr gut gefallen. Ruth Ware erzählt die Geschichte im personalem Stil, aus der Sicht Lauras und in einem Erzählstrang. Somit wird der Leser nicht von irgendwelchen Nebenhandlungen abgelenkt. Die Spannung baut sich bis zur Hälfte des Buches allmählich auf. Das hätte für meinen Geschmack etwas straffer ausfallen können. Als es auf den letzten 100 Seiten zu einem, für mich unerwarteten Plot-Twist kommt, konnte ich das Buch bis zum Ende, nicht mehr aus der Hand legen. Die letzten Kapitel konnten an Spannung nicht mehr übertroffen werden. Die Geschichte ist bis zum Ende glaubhaft erzählt und ich konnte dem Plot bis zum fulminanten Ende gut folgen. Leider sind mir die Charaktere, einschließlich der Protagonistin immer etwas fremd geblieben. Da hat mir die eine oder andere charakterisierende Ausschmückung gefehlt. Gar nicht gut fand ich den übertriebenen Abusus von Alkohol, verbunden mit der Einnahme von Psychopharmaka der Protagonistin. Auch ich hätte ihr ihre Beobachtungen und Aussagen nicht so ohne weiteres abgenommen. Vermutlich war es aber von der Autorin so vorgesehen. Schön wäre es auch gewesen wenn Ruth Ware, die Fahrt auf dem Kreuzfahrtschiff mit etwas Landschaftsbeschreibung ausgeschmückt hätte.
Alles in allem liegt hier aber ein solider, gut gemachter, spannungsreicher Thriller vor, der mich sehr gut unterhalten hat. Der Gedanke an Bord mit einem Mörder zu sein, der nicht so einfach „aussteigen“ kann, hat mich fasziniert. Der Einbruch am Anfang des Buches, erklärt die Ängste und Verunsicherung von Laura, wäre aber nicht zwingend notwendig gewesen. Dadurch wäre der Plot sicher schneller in Gang gekommen. Eine Empfehlung für alle Leser, die spannende Thriller mit unerwarteten Wendungen mögen. Dazu von mir 4 von 5 Sternen.