Vorhersehbar!

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lavendelknowsbest Avatar

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Journalistin Lo tritt beruflich die Jungfernfahrt eines exklusiven, kleinen Luxuskreuzers an. Das Ambiente ist atemberaubend und der Abend mit den 10 weiteren Gästen sehr feuchtfröhlich. Nachts erwacht Lo aus dem Schlaf, sie hat nebenan den Schrei einer Frau gehört, darauf ein lautes Platschen, als würde jemand über Bord gegangen sein. In Sorge um die Frau aus Kabine 10, mit der sie am Tage noch kurz sprach, mobilisiert sie die Crew, doch niemand will etwas von der Frau wissen, schließlich sollte Kabine 10 gar nicht belegt gewesen sein.

Der Klappentext konnte mich auch als Thrillerverweigerin total überzeugen. Ich musste das Buch einfach lesen. Der Beginn der Geschichte bereitete mir schon Gänsehaut. Lo ist nachts daheim, als sie einen Einbrecher in ihrer Wohnung findet. Dieser kann mit ihrer Tasche fliehen. Zurück bleibt eine traumatisierte junge Frau, die kurz vor ihrem ersten, richtig wichtigen Auftrag unter Schlafstörungen und Panikattacken leidet.

Die Autorin will hier mit uns spielen, indem sie die Glaubwürdigkeit ihrer Protagonistin in Frage stellt. Hat Lo sich alles auf dem Schiff nur eingebildet? War es der Alkohol, lag es am Schlafmangel?
Für mich gab es zu keiner Zeit Zweifel, an dem was Lo gesehen hat. Es wäre einfach eine sehr schwache Auflöung gewesen, wenn alles nur ein Hirngespinst gewesen wäre.
Für mich stand auch fest, dass mit dem Verschwinden der Frau aus Kabine 10 nur einer der anderen Gäste etwas zu tun haben könnte. Das gehörte für mich einfach zu den Voraussetzungen der Handlung dazu. So erinnerte sie mich an eine Konstellation, wie sie auch Agatha Christie wählen würde. Das hat sich die Autorin eigentlich sehr clever überlegt.
Wie sie allerdings ihre Figuren betrachtet und beschreibt, war für mich jedoch sehr früh klar, wohin die Reise gehen würde. Eine Richtung wurde einfach zu oft unterschwellig erwähnt, außerdem wurden die Figuren dahinter viel stärker ausgeleutet als die anderen Gäste. Viele Reisende blieben viel zu blass, eine richtige Möglichkeit hatten nur die wahren Täter und das war mir sehr früh klar.

Ich war daher nicht überrascht als die Auflösung 100 Seiten vor Schluss erfolgte. Dennoch hatte ich noch einen großen Knall erwartet, der den Bestsellerstatus des Thrillers gerechtfertigt hätte. Dieser blieb leider aus und die Geschenisse plätscherten bis zum Ende vor sich hin.

Nachdem sich das Buch bis zur Auflösung wirklich zügig und spannend las, war ich vom Ende eher enttäuscht. Ich hatte mir mehr Cleverness und Geschick von der Autorin erwartet. Das Setting, die Geschehnisse und Figurenkonstellationen versprachen viel Potenzial, doch dieses fiel in sich zusammen.

"Woman in Cabin 10" von Ruth Ware sprach mich als Nicht-Thrillerleserin absolut an. Leider war meinem ungeübten Thrillerverstand sehr schnell klar wohin die Reise gehen würde. Daher endete eine vielversprechende Geschichte sehr schnell, sehr vorhersehbar!