Einfach mal abtauchen

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sago Avatar

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In "Wonderlands" lässt die Herausgeberin ein wahres Feuerwerk der phantastischen Literatur der vorangegangenen Jahrtausenden zünden. In kurzen Essays beginnt es mit den alten Mythen und Legenden wie dem Gilgamesch-Epos, Tausendundeiner Nacht und König Arthur, führt weiter ins Zeitalter der Wissenschaft und Romantik, geht über ins Goldene Zeitalter der Fantasy und die neue Weltordnung im 20. Jahrhundert und schließt mit dem Computerzeitalter. Dabei werden nicht nur reine Fantasy-Schöpfungen vorgestellt, sondern auch dystopische und solche der Science Fiction.

Nach einer kurzen Einleitung geht es sofort in medias res. Eine Vielzahl an Professoren und Professorinnen, journalistisch Tätigen sowie Literaturkriterinnen und Literaturkritikern stellt die Werke vor, unter denen sich selbst für mich als Kennerin der Materie einige wenige unbekannte befanden. Jedes Essay wird abgerundet durch ein Foto der Originalausgabe, des Verfassers und Illustrationen aus dem jeweiligen Buch oder der späteren Verfilmung.

Trotz der ansonsten eng beschriebenen Seiten blieb das Buch für mich durchgängig faszinierend, was schon eine kleine Meisterleistung darstellt. Etwas schade fand ich aber, dass der Leser nicht erfährt, wonach entschieden wurde, welche Werke es ins Buch geschafft haben. Handelt es sich um solche, die die Herausgeberin für die mit dem meisten Einfluss hält oder für die literarisch wertvollsten? Jeder wird wohl zwangsläufig Bücher vermissen, die der eigenen Meinung nach dann zwingend hineingehört hätten. In meinem Fall wären das zweifellos die Michael Endes (wie man überhaupt deutschsprachige Autoren fast vergebens sucht) und die Wüstenplanet-Reihe. Dass Autorinnen in der absoluten Minderheit sind, versteht sich angesichts des geschichtlichen Hintergrundes leider von selbst. Gerade deswegen hätte man hier aber dann bei Darstellung der zeitgenössischen Literatur dort einen größeren Fokus hinlegen können.
Auch wenn die Werke nicht nur aufgezählt, sondern mit Verfasser, Inhalt und Einfluss dargestellt werden, fehlen mir außerdem zusammenfassende Erläuterungen über die Entwicklung der phantastischen Literatur durch Beschreibung etwa gemeinsamer Merkmale, Erläuterung der wirklich zahlreichen Subgenres usw. Dies tat dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch.