Wunderwelten

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Wo soll man bei „Wonderlands“ bloß anfangen? Nun, wohl am besten der Zielgruppe: ästhetikbegeisterte Bücherwürmer. Doch was „kann“ das Buch, was „kann“ es nicht?

In diesem Buch versammelt die Autorin (nun ja, Herausgeberin träfe es wohl gewissermaßen besser) Laura Miller bunt gemischte literarische Welten und ihre Erschaffer. Was auf den ersten Blick entweder platt oder höchst ambitioniert anmuten mag, ist nichts weniger als eine Sammlung aus annähernd 4000 Jahren Literaturgeschichte – aber auch nicht viel mehr. Das klingt nun etwas ernüchternd, doch wenn man ehrlich ist, geht es ja kaum anders, selbst wenn ein Buch mächtige etwas mehr als 300 Seiten umfasst. Es ist schwer, das Buch zu beschreiben, ohne mehr oder minder den Klappentext zu zitieren: Es beschreibt in chronologischer Reihenfolge und in Epochen aufgeteilt die Welten des Gilgamesch-Epos bis zu den „Tributen von Panem“, lässt natürlich auch Shakespeare, Verne, Tolkien, Asimov und Gaiman nicht aus, verwunderlicher ist da schon Kafka. Was die Genres der beschriebenen Werke bzw. Welten angeht, ist es ebenfalls sehr bunt: „klassische Fantasy“, Romane, Dramen. Gemeinsam ist diesen die Kreativität ihrer Autoren, doch wie kamen die überhaupt auf die Idee, diese bzw. überhaupt eine Welt zu schaffen; aus welchen Mythen, Sagen oder sonstigen Quellen schöpften sie ihre Ideen und warum bleiben manche Welten so gut im Gedächtnis haften (während wir andere einfach wieder vergessen)?

Was also kann oder soll man von „Wonderlands“ erwarten? Ein schönes Buch, das ist das eine. Sicherlich kennen Buchbegeisterte viele der teils großformatigen Illustrationen, in einem Buch versammelt hat man sie dagegen wohl sonst nicht. Außerdem bekommt man eine leicht zu lesende Lektüre: Die Kapitel sind (notgedrungen) kurz – das impliziert aber auch, dass vieles oberflächlich bleibt. Bei echten Bücherwürmern könnte ob der „geringen Informationstiefe“ Verwunderung bzw. Verärgerung aufkommen, die Informationsdichte dagegen ist recht hoch, wenngleich natürlich immer noch das eine oder andere evtl. erwähnenswerte Werk fehlt. Meist geht es um das Leben bzw. die Motivation des jeweiligen Autors zu seinem Werk, Einordnung in den literarischen Kontext, die jeweilige Welt und ihre Charakeristika. Insgesamt stellt „Wonderlands“ ein schönes Nachschlagewerk bzw. einen Übersichtsband dar. Die Idee ist wunderbar, wie groß die Begeisterung für das Buch letztlich beim Leser (bzw. Beschenkten) ist, dürfte stark davon abhängen, wie belesen jemand schon ist. Gerade für Einsteiger ist es aber sicherlich ein Buch, das vielleicht auch die eigene Literaturauswahl zu beeinflussen vermag.