Back to life …

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Die Erwartung an Beth Millers „Wort für Wort zurück ins Leben“ waren nicht sehr hoch, da mir nicht klar war, ob es sich um eine „Weichspüler-Geschichte“ handelt oder ob sie doch etwas vielschichtiger sein könnte, als man denken mag.

Die Handlung ist fix umrissen: Pearl, eine Frau in der Mitte des Lebens, die feste Strukturen liebt, wird aus eben selbigen herausgerissen, als sie von ihrem Bruder Greg erfährt, dass ihr Vater im Sterben liege. Obwohl sie eigentlich keinen Kontakt mehr zum Vater hatte, macht sie sich sofort auf den Weg und kommt doch zu spät – zumindest, um ihren Vater noch lebend anzutreffen. Wozu es nicht zu spät ist, ist die Auseinandersetzung mit ihrer Familie und ihrem Leben, zu dem ihr Vater sie quasi auf einem Umweg „zwingt“. Denn er hat ihr stenografierte Tagebücher hinterlassen und sie ist die einzige, die sie lesen kann. So wird ihr bewusst, dass ihr Vater zwar eine neue Familie gegründet, sie aber nicht „abgeschrieben“ hat und vieles nicht so war, wie sie glaubte …

Offensichtlich sind die Themen, die die Autorin hier ausrollt, nicht zwingend „Happiness“-Faktoren: sich ungeliebt fühlende Tochter verliert ihren Vater, ohne sich mit ihm zu seinen Lebzeiten noch versöhnen zu können; die von Pearls Vater Francis zurückgelassene Familie wirkt seltsam unbeteiligt beim nahen Tod des Vaters und man fragt sich, wie es dazu kommen konnte; der Rückzug Pearls in ein anderes Land und eine abgeschiedene Gegend mit einem ihr Sicherheit gebenden Mann spricht ebenfalls Bände … da kommt vieles hoch: Verlust, nicht genutzte Gelegenheiten, aber auch Neuanfänge. Und doch liest sich die Geschichte leicht, denn ihre Figuren zeichnet Miller mit großer Liebe: Sie stellt Pearl, der man die Verwandlung vom haltsuchenden „Hausmütterchen“ zur eigenständigen Person abnimmt, sowie ihren umsichtigen Mann, aber auch Pearls (erweiterte) Familie sehr liebevoll dar. Zudem wird die Geschichte nicht einfach so linear erzählt, sondern aus verschiedenen Perspektiven und durch die Tagebucheinträge auch über unterschiedliche Zeiten hinweg, sodass der Aufbau ein wenig an ein Puzzle- oder Memoryspiel erinnert, was der Geschichte die nötige Tiefe gibt, um sie nicht zur „Weichspüler-Geschichte“ zu machen. Dazu trägt auch der leise Humor dieser gut lesbaren herzerwärmenden Geschichte bei.