(ent-)täuschende Familiengeschichte

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brianna Avatar

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Das Cover ist recht hübsch gestaltet mit einem blumengeschmückten Fahrrad an einem Baum lehnend, aber zu verspielt für diese ernsten Themen.
Nach dem Lesen des Romans paßt es noch weniger zum Inhalt des Buches, denn den erwarteten sanften Feel-Good-Roman gibt es hier nicht.

Pearl, 52, lebt recht abgeschieden mit ihrem Mann Denny in Frankreich, als sie erfährt, daß ihr Vater Francis im Sterben liegt. Für sich selbst überraschend, will sie ihn noch einmal sehen- nachdem er den Kontakt seit Jahren unterband.
In England angekommen, ist Francis bereits verstorben, hat allerdings einige Tagebücher für Pearl hinterlassen, die auch nur sie (in Steno) lesen kann.

Der zweite Erzählstrang beschreibt das Leben von Carrie, junge Mutter von Emmie, alleinerziehend, die sich auch noch liebevoll um ihre krebskranke Mutter kümmert.
Carrie erhält eine Einladung zur Beerdigung von Francis- obwohl sie ihn nicht kennt. Ihre Mutter bittet sie, an der Beerdigung teilzunehmen- warum nur?

Der Schreibstil war nur zum Teil angenehm, viel zu oft recht langatmig. Die Figuren blieben bis auf Pearl und Carrie recht blaß. Einige Reaktionen oder Handlungen der Protagonisten waren wenig bis gar nicht nachvollziehbar, da einfach detailliertere Informationen dazu fehlten.
Es fehlten auch die Andeutungen bzw. deutliche Triggerwarnungen, daß hier etliche problematische Themen wie psychische Störungen: Panikattacken, Zwangsadoption, Kindesvernachlässigung, Untreue, Sterbebegleitung vorkommen- für mich war das ok, aber für einige Leser wäre das vielleicht im Vorfeld wichtig zu erfahren.

Dafür wurde an anderer Stelle zuviel erzählt- z.B. die Figur des "Försters" Serge, die als Füllmaterial nicht benötigt worden wäre.
Auch die weiteren familiären Konflikte zwischen Pearl und ihren Geschwistern (bzw. Elli als Schwägerin) und der 2. Familie von Francis waren eher verworren und daher oft unnötig.
Die angeteaserte Versöhnung zwischen Vater und Tochter blieb aus, der Inhalt der Tagebücher hätte durchaus mehr im Fokus stehen können. Von der versprochenen Warmherzigkeit konnte ich auch kaum etwas spüren.

Fazit: ein ganz anderes Buch als ich erwartet hatte. Emotional, aber nur zum Teil nachvollziehbar und von einer Dunkelheit, die in keinem Bezug zum Cover oder Beschreibung steht.