Die Zeit nach der Arbeit

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filzblume Avatar

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Die arbeitslose, noch krankgeschriebene Julia Noch, als Krankenschwester tätig, verliert ihre Arbeit, nachdem sie durch permanente Überlastung, Stunden ohne Pausen, einen Fehler begeht, bei der eine Frau fast ihr Leben verliert.Sie verliert auch eine Liebesbeziehung zu einem verheirateten Arzt.
Sie selbst ist geplagt mit Asthmabeschwerden.
Sie fühlt sich kaum in der Lage ihre derzeitige Dienstwohnung auszuräumen. Sie trägt eine Sauerstoffflasche mit sich, die ihr das Atmen erleichtern hilft. Lähmend sind die ersten Sätze, schon hier zeigt sich die Handlung ab.
Was wird aus der Frau, die plötzlich vor dem Aus steht?

Aus finanzieller Not heraus kehrt sie in das Haus ihrer Eltern zurück.
Handlungsort ist das Innergebirg, im Salzburger Land. Als Sie ankommt findet sie ihren Vater in dem verlotterten Haus vor, die Mutter hat sich nach Sizilien aufgemacht, hat den Vater verlassen, um mit 62 Jahren ein anderes Leben außerhalb der beengten Ehe zu führen.

Der Vater ständig am Nörgeln hat keine Arbeit mehr, wie die meisten im Dorf.
Das Dorf ist geprägt von Tristesse - „die schwierigste Zeit für Arbeitslose ist der Mittag, „wenn die Stube gefegt, die Betten gemacht… sind „
Einziger Höhepunkt ist das Kartenspiel im Wirtshaus. Der Wirt ein versoffener Mann, der eine Ziege verspielt hat, die nun bei einem anderen auf dem Hof steht und schreit, Julia soll sich darum kümmern, da sie ja Krankenschwester ist.
Mir hat der Roman sprachlich sehr gefallen, fast nüchtern, jedoch mit einer Präsenz, die gewaltig für diese 188 Seiten ist, lässt den Lesenden tief eintauchen in die Charaktere.
Ist die Arbeit als solche nur rein ökonomisch zu sehen? Oder geht es auch um sinnerfüllte Arbeit?
Was passiert mit den Menschen, die nach einer anstrengenden Beschäftigung seelisch und körperlich am Ende sind?
Letztendlich findet Julia ihren Weg, auch der sich von einem Herzinfarkt erholenden „Städter“ ist im Roman einer der Protagonisten.
Der sieht aber das „Nichtarbeiten“ als Glück. Beide haben hierzu einen unterschiedlichen Standpunkt, der unweigerlich zu Konflikten führen kann.
Anders als Julia lässt er die Menschen an sich heran. Er möchte was verändern, das machen, was ihm Freude bereitet.
Das Verhältnis zu ihrem Vater wirkt sehr bedrückend, denn der ist der Meinung, das Julia, da ihre Mutter nicht mehr da ist, die Aufgaben übernimmt, all den Haushalt, der Garten, das Kochen, da sie Krankenschwester ist, den Vater zu pflegen, weil er ständig über seine Gesundheit klagt und älter wird.
Seite 73 „ Der Vater lebt ein Leben in Bedienung. Ich stelle mir vor, wie er Mutter jeden Tag den leeren Teller hingeschoben hat . Wie er nach „Kaffee“ ruft.“
Der Roman streckt sich über eine Zeitspanne von einem knappen Jahr, in dem Julia sich mit ihrer Situation auseinandersetzt. Welchen Weg wird sie gehen?
Ein sehr gelungener Roman mit brillanten Formulierungen, die den Roman so echt wirken lassen.