Dorf, Arbeit, Zukunft?

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schneespur Avatar

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In Birgit Birnbarchers Roman „Wovon wir leben“ kehrt eine Frau zurück in ihr Heimatdorf, zurück ins Elternhaus. Aufgrund ihrer Krankheit, die ihr kein Weiterarbeiten als Krankenschwester erlaubt, steht sie plötzlich als Arbeitslose da, ohne einen Plan zu haben, wie es weitergehen soll. Die Rückkehr nach Hause geschieht nicht aus Nostalgie oder der Hoffnung, zuhause vom Kreis der Familie aufgefangen zu werden, sondern vor allem aus fehlenden finanziellen Mitteln. Zuhause angekommen muss sie feststellen, dass sowohl der Ort als auch die familiäre Situation schlechter geworden sind als erwartet.

Als Leser wird man früh in die schwierige Familiensituation der Ich-Erzählerin eingeführt, die vor allem aufgrund des Vaters aus den Fugen lief und in welcher die Familienmitglieder nur schwer frei miteinander reden können. Trotz einiger beachtlicher Szenen, die in anderen Roman wohl sehr emotional dargestellt gewesen wären, bleibt der Roman sprachlich stets ruhig und nüchtern, ohne jedoch unempathisch zu werden.

Dabei behandelt der Roman Themen wie die Beziehung zwischen Mutter und Tochter, geht der Frage nach, wie man mit Schuld innerhalb einer Familie umgeht und auch, was Arbeit für einen Arbeiter bedeutet. Das Leben im Dorf ist geprägt von den Arbeitern und damit auch von der engen Beziehung von den Arbeitern von ihrer Arbeit. Tatsächlich scheint es in dem Roman so, dass Arbeit für den Arbeiter sinnstiftend ist und ein Arbeiter ohne Arbeit zu verkommen droht. Vor allem der letztere Aspekt nimmt einen starken Einfluss auf die Familien und das Geschehen im Dorf. Und dann taucht noch ein Mann aus der Stadt auf, der stets nur als Städter bezeichnet wird, dem diese Haltung zur Arbeit völlig fremd ist und der mit einem ganz anderen Blick aufs Dorf schaut.

Dieser Kontrast zwischen dem Städter und den Arbeitern ist es dann auch, der die Entwicklung der Handlung stark vorantreibt. Ich kann den Roman wärmstens empfehlen, die Romanfiguren, die Sprache, die Zusammenhänge im Dorf und dessen Entwicklung haben mir viel Freude bereitet.