Von Veränderungen und Perspektiven

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hightower667 Avatar

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Birgit Birnbacher erzählt in ihrem Roman „Wovon wir leben“ von Julia, einer Krankenschwester, die sich nach einem Zwischenfall im Krankenhaus mit einer völlig neuen Lebenssituation auseinandersetzen muss. Sie kehrt in ihr Heimatdorf zurück und findet schnell heraus, dass sich viele Dinge seit ihrem Weggang verändert haben. Die Mutter hat nach vielen Jahren den Vater und den kranken Bruder (der aber in einer Einrichtung untergebracht ist) verlassen und sich nach Italien abgesetzt.

Während Julia einen Neuanfang in der Stadt plant, lernt sie Oskar kennen, einen Stadtmenschen, der sich aufgrund gesundheitlicher Probleme im Dorf erholt.

So könnte man die Geschichte kurz zusammenfassen, aber dies würde der Geschichte nicht gerecht werden. Hier geht es um viel mehr. Die nüchterne Erzählweise sorgt dafür, dass die hier präsentierte Wahrheit einen noch viel betroffener macht.

Wie soll man sein Leben denn leben? Von wem schauen wir uns ab, wie wir leben wollen? Von den Eltern?
Julias Eltern leben so, wie es viele wohl noch aus der eigenen Kindheit kennen. Der Mann arbeitet und die Frau macht den Rest. Selbstverständlich natürlich und ohne Widerworte. Ein Frauenbild wie aus dem letzten Jahrhundert. Nachdem der Vater verlassen wurde, fühlte er sich zudem auch noch als Opfer.
Dies ist wahrscheinlich auch der Grund warum Julia so eine Angst vor festen Bindungen hat.

Beim Lesen des Buches fühlte ich mich manchmal regelrecht ertappt in meinen Gedanken, da ich so ähnliche Situationen ebenfalls erlebt hatte. Richtig sprachlos hat mich aber das Ende zurückgelassen!

Viele Leser: innen werden sich in dem Roman stückweise wiederfinden. Kennen das Gefühl der Perspektivlosigkeit bei großen Veränderungen oder einschneidenden Erlebnissen.
Doch anstatt zu resignieren sollte man versuchen auszubrechen aus alten Wertvorstellungen und Mustern und anfangen so zu leben, wie man es gerne möchte.

Fazit: Ein tolles Buch mit einem wichtigen und aktuellen Thema, welches über die gesamte Lesezeit sehr gut unterhält und trotz seines eher kühlen Erzählstils fesselt. Klare Leseempfehlung!