Zurück im Dorf

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Die Bachmann-Preisträgerin Birgit Birnbacher legt ihren neuen Roman vor. In unprätentiöser, ruhiger Sprache erzählt sie von Julia, die in ihr Dorf zurückkehrt und noch nicht weiß, wie es in ihrem Leben weitergehen soll. Ist ihr Aufenthalt nur eine Zwischenstation? Oder ist sie gekommen, um zu bleiben?
Nach dem beruflichen Scheitern und aussichtslosen Liebesdingen in der Stadt spürt sie, dass sie im Heimatdorf nicht mehr richtig dazugehört. Sie lernt den „Städter“ kennen, einen Mann, der zur Reha hierhergekommen ist. Mit ihm kann sie sich auf gleicher Ebene unterhalten, während der Vater und die Dorfbewohner mit obskuren Erwartungen an sie herantreten.
Eigentlich geschieht nicht viel. Ein Spielstein ist die schreiende Ziege. Und was ist eigentlich mit der Mutter, die in Sizilien lebt?
Von Anfang an besteht ein Spannungsbogen und ein gewisser Sog. Aber mir war lange nicht klar, worauf das Ganze hinauswill. Bei so vielen anklingenden Aspekten (die Rolle der Arbeit, persönliches Versagen, Asthma, der kranke Bruder in der Heilanstalt) ist alles recht ungewiss.
Die Atmosphäre ist bedrückend, besonders wenn von Julias Bruder David die Rede ist. Mehrmals hat es mich gefröstelt beim Lesen, denn es ist ein sehr ungemütliches, winterlich kaltes Dorf. Eine pessimistische Grundstimmung durchzieht den Roman. Auch die Beschreibung von Julias Atemnot ist nicht gerade aufheiternd. Es gibt keinerlei Gefühlsregungen, sehr fern nimmt sich die Figur der Mutter aus, auch zum Vater besteht viel Distanz.
Der Schluss hat mich sehr überrascht, aber nicht überzeugt. Er scheint mir reichlich an den Haaren herbeigezogen.
Mir gefällt die pointillistische Covergestaltung, auch wenn ich mir beim Lesen lange nicht vorstellen konnte, wann es denn warm genug zum Schwimmen sein würde, spielt doch ein großer Teil der Handlung in der kälteren Jahreszeit.
Insgesamt konnte ich mich für den Roman nicht erwärmen. Er hat nicht vermocht, mich zu fesseln.