Gegen Wut hilft Liebe

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la calavera catrina Avatar

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Zwei Menschen treffen sich in einer Bar und wollen ihre Sorgen ertränken, dabei ergibt sich die Gelegenheit, Rache zu üben und die Chance auf ein Vermögen.
Die 65-jährige Betty trauert um ihren vor drei Jahren verstorbenen Ehemann Pat und hat eine niederschmetternde Diagnose zu verkraften, als sie Noah kennenlernt. Der mittellose Künstler steht unmittelbar vor den Scherben seiner Beziehung. Seine Freundin Camilla will ein anderes Leben. Betty erzählt Noah von Pat und ihrer Wut auf den Mann, der Pat in ihren Augen getötet hat. Das Ableben dieses Mannes ist ihr eine Million Euro wert. Ob Noah diesen zweifelhaften Deal eingehen wird, um Camilla zurückzugewinnen? Und welchen Wert hat diese Liebe dann?

Eine spannende Ausgangslage, die sich bereits auf den ersten Seiten entwickelt und damit eine Reihe von Veränderungen anstößt, die sich nicht vorhersagen lassen. Dabei fliegt man nur so durch die kurzen Kapitel und szenenhaften Wechsel. Treffender könnte der Buchtitel jedenfalls nicht sein. Es fiel mir anfangs schwer, mich in Camilla hineinzuversetzen, die nicht mehr an den Erfolg von Noahs künstlerischer Arbeit zu glauben scheint, und ihn verlässt. Sie liebt ihn zwar, aber nicht das bescheidene Leben mit ihm, bei dem ihre Wünsche unerschwinglich bleiben. Sie ist eine durchaus vernünftige Frau, die von Martin Suter auch entsprechend gewürdigt wird, und es fasziniert mich immer wieder, wie es ihm als Autor gelingt, dass mich seine Charakter einnehmen, ohne dass er tief in ihre Gedanken- und Gefühlswelt abtaucht. Sein gleichbleibend klarer Schreibstil der wortgewandeten Art und die klugen Dialoge, lassen mich mittlerweile blind zu seinen Neuerscheinungen greifen. Auch «Wut und Liebe» hat mir gefallen. Jeder der drei Teile überraschte mich aufs Neue. Daher meine Empfehlung: ohne viele Vorkenntnisse lesen, genießen und überraschen lassen.