Kunst leidet

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Camilla liebt Noah, aber sie liebt nicht das Leben mit ihm, denn Noah ist ein Künstler ohne Einkommen, sodass Camillas Geld für beide reichen muss. Anfang dreißig trifft sie eine weitreichende Entscheidung: sie trennt sich von Noah, um ihre eigenen Träume zu verfolgen. In seiner Trauer lernt Noah alsbald eine ältere Witwe kennen, mit der er einen zweifelhaften Pakt schließt, um Camilla zurückzugewinnen.

Mit seinem großartigen Schreibstil zieht Martin Suter seine Leser sofort in einen Bann, der durchgängig anhält von der ersten bis zur letzten Seite. Perfekte Portraits lassen die Figuren bis hin zur kleinsten Nebenrolle lebendig werden, jede einzelne Person zu einer bestens vorstellbaren Persönlichkeit heranreifen. Durch die Liebe zum Detail gelingt es sogar, Menschen zu verstehen, die einem im wahren Leben vielleicht nicht besonders sympathisch wären. Die drei größeren Abschnitte im Roman widmen sich unterschiedlichen Gesichtspunkten und lösen nicht nur aufgeworfene Fragen, sondern geben stets neuerliche Rätsel auf. So bleibt die gesamte Handlung extrem kurzweilig und Suter gelingt es immer wieder, Verblüffung in die Gesichter der Leser zu zaubern.

Was erwarten wir vom Leben, von der Liebe, von uns selbst? Was sind wir bereit zu geben, wo ziehen wir Grenzen? Raffiniert verpackt Martin Suter eine Menge Philosophisches in eine banal anmutende Szenerie, überlegt Alltägliches unter verschiedenen Blickwinkeln und sorgt gleichzeitig für Witz und Humor.

Ein weiteres erstklassiges Buch aus der Feder eines gewandten Schriftstellers, ein unterhaltsamer Roman trotz ernster Umstände. Wie auch andere Suter-Geschichten habe ich alles in einem Schwung gelesen und mich erfreut an vielfältigen Überlegungen, die nicht nur einmal für eine Überraschung gut waren. Aus voller Überzeugung empfehle ich auch „Wut und Liebe“ sehr gerne weiter.