Einmalig, bildgewaltig und voller Hoffnung

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"Cemetery Boys - Yadriel und Julian" hatte ich schon lange auf meiner Wunschliste, schon seit es im englischen Original erschienen war. Das Buch hat mich einfach neugierig gemacht und fasziniert. Und jetzt ist es auf Deutsch erschienen und ich habe es nur so verschlungen. Das Cover ist wunderschön und verrät schon ein wenig, in welcher Bevölkerungsgruppe wir uns hier bewegen. Die Brujx und der Dias de los Muertos sind wirklich ein spannendes Thema und man wird hier von Yadriel, seiner besten Freundin und seiner Familie regelrecht mit in den bunten Farbstrudel gezogen, den dieser Feiertag und die Gemeinde der Brujx ausmacht. Alles ist sehr bildhaft beschrieben und erklärt, so dass man als Leser gleich mit in die farbenprächtige Welt hineingezogen wird. In dieser bunten Welt versucht unser Protagonist, Yadriel, seinen Platz in seiner Gemeinde als Brujo zu finden und als solcher akzeptiert zu werden. Was schwierig ist, da Yadriel transgender ist und nicht als Junge anerkannt wird. Seine Familie ist auf seiner Seite und versucht wirklich alles, ihn als den anzuerkennen, der er ist. Aber alte Kulturen lassen sich schwer von einem Tag auf den anderen ändern, noch erkennen sie Neuerungen einfach so an. Somit ist Yadriel eher wie ein kleiner Außenseiter, der aber nicht aufgibt. Mit Hilfe seiner besten Freundin, Maritza, führt Yadriel die Zeremonie alleine durch, um den Segen ihrer Gottheit zu erhalten. Was auch gelingt, aber damit nimmt der Trubel seinen Lauf. Denn Julian, den Yadriel gleich nach seiner Zeremonie beschwört, ist alles andere als ein kooperativer Geist, er sich nicht so einfach ins Jenseits schicken lassen möchte. Julian weiß nicht genau, wie er gestorben ist und schlägt Yadriel einen Handel vor. Yadriel soll ihm helfen, herauszufinden, was passiert ist und nach seinen Freunden zu suchen, um sicher zu sein, dass ihnen nichts passiert ist. Im Gegenzug hilft Julian ihm bei der Suche nach seinem vermissten Cousin. Yadriel willigt ein, auch weil er Julian aus der Schule kennt, da er ein Mitschüler ist bzw. war. Was dann auf die drei zukommt und was sie durchmachen müssen, ist wirklich ein geniales Abenteuer, das schon einmalig ist.
Am meisten gefallen hat mir, neben dem am Anfang genannten Punkten, wie Yadriel und auch sein Umfeld sich entwickelt. Er wächst über sich hinaus, und das nicht nur wegen eines gut aussehenden Geistes an seiner Seite, der ihm langsam unter die Haut geht. Wie Julian und Yadriel sich zusammenraufen und sich gegenseitig aufbauen und vorantreiben, ist sehr schön umgesetzt und beschrieben. Man ist selbst als Leser immer wieder stolz, wenn Yadriel für sich einsteht und seinem Vater oder anderen die Stirn bietet, weil sie ihn nicht als den jungen Mann anerkennen, der er ist. Zweifelsohne hätte er einiges davon ohne Julian nicht in der Form so schnell getan, aber das macht das ganze noch intimer und echter. Die Charaktere sind damit sehr real und schön entworfen, man muss sie einfach sofort ins Herz schließen.
Neben der Suche nach Julians Mörder, der vielleicht auch hinter Miguels verschwinden stecken könnte, haben wir hier auch eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, die sich langsam zwischen Yadriel und Julian zu entwickeln scheint. Beides zusammen ergibt eine rasante, knallbunte Achterbahnfahrt der Gefühle, voller Aufs und Abs, auf den Weg zur Selbsterkenntnis und dahin, sein Umfeld zu sensibilisieren, jemanden so zu akzeptieren, wer man ist.
Ich habe mehr als einmal ein paar Tränen vergossen, ob des Herzschmerzes. Manchmal waren aus auch Freudentränen, keine Angst. Ich kann dieses Buch wirklich nur empfehlen, es lohnt sich sehr!!