Gelungene Repräsentation, Story mit kleinen Schwächen

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janek.liest Avatar

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Bücher mit trans Repräsentation gibt es viel zu wenige. Ganz besonders dann, wenn wir dann auch noch den Sprung in die Gewässer von Fantasy wagen und ich mein Mindestmaß an Konflikt und Reflexion brauche, ohne den erhobenen Zeigefinger den gerade trans Biografien gerne mal mitbringen.

Meine Hoffnungen haben sich in Cemetery Boys (oder, Deutsch, „Yadriel und Julian“) zum Glück erfüllt, denn Yadriel ist endlich ein Charakter, der noch mitten drin steckt, kein perfektes Passing hat, sich mit dem Abbinden herumquält und dessen Umfeld ihn durchaus in der ersten Begegnung weiblich liest.

Er kämpft um Akzeptanz, ganz besonders innerhalb der traditionellen Gemeinschaft aus Brujx, die in der Lage dazu sind, die Welt der Lebenden mit jener der Toten zu verbinden. Im Geheimen vollführt er ein Ritual, das nur den männlichen Mitgliedern zusteht. Zu denen gehört er zwar auch, nicht allerdings in den Augen einiger Mitglieder der Gemeinschaft, wodurch ihm der Zugang zum Ritual stets verwehrt wurde.

Als er bei dem heimlichen Ritual den Geist von Julian beschwört, machen die beiden sich mit Hilfe von Yadriels bester Freundin auf die Suche nach dem Grund für dessen mysteriösen Tod.

Ich habe die Beschreibungen und die Einblicke in die Kultur der Latinx sehr genossen und mich in Yadriels alltäglichen Erfahrungen als trans Junge oft wiedergefunden. Ebenso aber auch in Julian, der endlich mal anders war, als die klassischen „Bad Boys“.
Yadriel und Julian zu lesen, hat Spaß gemacht - ich würde es immer wieder empfehlen. Gleichzeitig habe ich aber auch gemerkt, dass ich einfach nicht (mehr) die Zielgruppe bin, was die Sorgen und Gedanken der Charaktere, sowie die Tiefe angeht.

Insgesamt war die Handlung vorhersehbar, genau so wie das Ende in all seinen Facetten, inklusive Deus Ex Machina. Glücklicherweise tut das der Liebenswürdigkeit der Geschichte kaum einen Abbruch.

Falls ihr also Lust habt auf eine bunte, etwas andere Geschichte mit einer realistischen trans Repräsentation, solltet ihr das Buch unbedingt lesen!
Das ist die Art von Buch, die ich meinem Teenager-Ich gewünscht hätte.