Hohes Identifikationspotential

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natascha Avatar

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Julian hat keinen größeren Wunsch als ein Brujo zu werden, wie alle anderen männlichen Mitglieder seiner Familie. Diesen Status zu erlangen würde bedeuten, dass er Geister von Verstorbenen beschwören und an sich binden kann. Außerdem kann er sie zu gegebener Zeit von dieser Welt erlösen und sie ins Jenseits schicken. Frauen hingegen können Brujas werden, die die Fähigkeit haben, zu heilen. Doch Yadriels Vater, der kaum Verständnis für seine trans Identität aufbringt und sich nicht damit auseinanderzusetzen will, ist dagegen, dass er sich dem notwendigen Ritual vor Lady Death unterzieht. Also nimmt Yadriel kurz vorm Tag der Toten die Sache selbst in die Hand und bittet gemeinsam mit seiner Cousine Maritza Lady Death persönlich, ihn zu einem Brujo zu machen. Sie gewährt ihm seinen Wunsch.
Noch in der gleichen Nacht stirbt Yadriels Cousin Miguel, doch die Brujos können weder seinen Geist noch seinen Körper finden. Und dann beschwört Yadriel aus Versehen den Geist des rebellischen Julian, der gerade verstorben ist. Und auch er weiß nicht, wer für seinTod verantwortlich ist.
Die Rätsel bieten den Hintergrund für Yadriels Entwicklung und zeigt wie er immer mehr zu sich selbst findet. Die Geschichte nimmt sich Zeit für Innensichten und Gespräche, lässt einen mitverfolgen, wie Yadriel wächst. Ebenso wunderbar fand ich die Darstellung von Yadriels lateinamerikanischer Bruhx Familie mit ihren Geschichten und Ritualen, in der er schließlich seinen Platz findet. Die Beziehung zwischen Yadriel und Julian entwickelt sich langsam und ist von Respekt und Wertschätzung geprägt. Hin und wieder gab es für mich kleine Längen, aber ich empfinde diesen Roman als ein sehr wichtiges Werk mit viel Identifikationspotential. Die Stimmung rund um den Dia de Muertos ist unglaublich gut eingefangen. Bis auf ein Detail fand ich das Ende wundervoll.