Yadriels und Julians Weg... eine gefühlvolle, wunderschöne Geschichte

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Zunächst ein paar Worte zum Cover des Romans: Das Cover ist ein Hingucker und passt m.M.n. hervorragend sowohl zu den queeren Aspekten der Geschichte als auch zum Día de Muertos. Tatsächlich mag ich das deutsche Cover lieber als das der Originalausgabe.

Der Schreibstil des Buches ist sehr angenehm und bildhaft. Ein wenig gewöhnungsbedürftig war für mich zunächst, dass viele Begriffe und teilweise ganze Sätze auf Spanisch geschrieben sind. Letztendlich hat mir das dann doch gut gefallen, da es viel Authentizität in die Geschichte gebracht hat. Und das meiste erschließt sich aus dem Zusammenhang (und für den Rest gibt es den Google Translator).

Das Buch beinhaltet eine Vielzahl an Themen und Handlungssträngen, die sich gegenseitig ergänzen und zu einer runden Gesamtgeschichte führen.
Da ist zum einen der Fantasy-Aspekt: Die Gemeinschaft der Brujx, die mit ihrer Magie Geister sehen und beschwören können bzw. Heilkräfte haben. Dieser Aspekt der Geschichte war so eng mit dem Día de Muertos und der Kultur der Latinx verknüpft, man konnte fast vergessen, dass diese Magie fiktiv ist. Insgesamt fand ich den Einblick in die latein-amerikanische Kultur, insbesondere zu den Bräuchen und Traditionen des Día de Muertos sehr interessant.

Zentrale Themen des Buches sind aber die eigene Identität, die Zugehörigkeit zu einer (Wahl-)Familie sowie die Akzeptanz des „Anders“-Seins. All diese Themen werden sehr sensibel und gefühlvoll in diesem Buch aufgearbeitet und durch die beiden Protagonisten portraitiert.
Yadriel ist ein eher ruhiger und zurückhaltender Charakter. Er hat sehr damit zu kämpfen, dass seine von Glauben und Traditionen geprägte Familie seine Trans-Identität nur schwer akzeptiert. Yadriels Situation und Gefühlslage ist glaubhaft und nachvollziehbar erzählt. Tag für Tag muss er mit den Reaktionen seiner Umwelt umgehen und manchmal hat er es einfach nur satt, ständig um Akzeptanz kämpfen zu müssen. Hier merkt man deutlich, dass das Buch von einem Own-Voices Autor geschrieben wurde.
Und dann ist da noch Julian, den ich, ähnlich wie Yadril, sofort ins Herz geschlossen habe. Julian ist impulsiv und aufbrausend aber auch (leider im Wahrsten Sinn des Wortes) loyal bis zum Tod gegenüber den Menschen, die ihm wichtig sind. Julian trägt seine Emotionen und sein Herz auf der Zunge. Trotz seiner schwierigen Familiengeschichte ist Julian ein positiver und aufgeschlossener Charakter.
Die Entwicklung der beiden Jungs war einfach schön zu begleiten und vor allem ihre Gegensätzlichkeit hat eine besondere Dynamik in die Geschichte gebracht. Dank Julian gewinnt Yadriel mehr Selbstbewusstsein. Denn Julian nimmt ihn an, wie er ist, ohne Wenn und Aber.

Ein kleines Manko war für mich, dass der Handlungsbogen um den Mord an Julian und dem Verschwinden von Yadriels Cousin Miguel relativ vorhersehbar war. Nichtsdestotrotz war der „Showdown“ am Ende spannend und überaus dramatisch. Das Ende des Buches hat mich sehr berührt und es ist die ein oder andere Träne geflossen.

Fazit. ‚Yadriel & Julian‘ war für mich ein wunderschönes Jugendbuch mit viel queerer Repräsentation, von der es im deutschen (Jugend-)Buchmarkt noch viele zu wenig gibt. Die beiden Hauptfiguren sind durch und durch liebenswerte und authentisch Charaktere. Der Einblick in die Latinx-Kultur hat mir ebenso gefallen, wie der Fantasy-Aspekt der Geschichte. Große Leseempfehlung für einen großartigen Own-Voices Roman!