Eine Abrechnung

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Sechs Gedichte von Yahya Hassan sind in der Leseprobe abgedruckt. Sechs Gedichte, die ein gemeinsames Thema haben: die Abrechnung mit dem Elternhaus. Da ist der gewalttätige Vater, der die fünf Kinder regelmäßig schlägt, vielmehr: sie verprügelt. Und da ist der Vater, der regelmäßig am Freitag in die Moschee geht. Bigotterie, Verlogenheit, Pharisäertum - so würden wir das wohl nennen. Für den jungen Yahya ist die Zeit in der Moschee eine Zeit der Glückseligkeit: "Es war während der Imam predigte / Dass er mich vielleicht küsste". Man kann in die gespaltene Seele eines Kindes blicken, das zuhause einen Vater erlebt, der seine Kinder so sehr verprügelt, dass sie fast nicht mehr gehen oder stehen können, und der sich in der Moschee als ein ganz anderer Mensch erweist. Absolut feinfühlig werden die sanften Liebeserklärungen des Kindes an den Vater beschrieben:

Yahya Hassan gibt dem Islam auch Schuld: So wie der Vater sich verhält in seiner blinden Wut, so verhalten sich auch die Muslime, wenn ihre Existenz nicht anerkannt wird - ein Zufall ist diese Parallelität in Hassans Gedichten sicherlich nicht. Deutlich kommt dies in dem wohl emotonalsten der Gedichte zur Sprache: "Ich hasse eure Kopftücher und eure Korane / Und eure analphabetischen Propheten /Eure indoktrinierten Eltern / und Eure indoktrinierten Kinder". Kein Wunder also, dass Yahya Hassan zurzeit in Dänemark unter Polizeischutz steht.

Es sind wortmächtige Gedichte, die hier versammelt sind. Gedichte voller Leidenschaft und Emotion. Gedichte, die es zu lesen lohnt.