Gedichte eines zornigen jungen Mannes

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buecherfan.wit Avatar

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Vorablesen beschreitet ganz offensichtlich neue Wege: in der vergangenen Woche ein Titel im englischen Original, jetzt ein Gedichtband. Das gab es noch nie!

Yahya Hassan stammt aus einer palästinensischen Flüchtlingsfamilie und ist in der Nähe von Aarhus in Dänemark aufgewachsen. In seinen Gedichten kommen vor allem zwei Themenbereiche zur Sprache: sein Migrationshintergrund und die Gewalt in seiner Familie. Er macht in seinen Gedichten deutlich, wie schlimm es für ihn war, nirgendwo hinzugehören. Das Land seiner Eltern ist nicht seins, aber Dänemark ist es auch nicht, auch für seine entwurzelten Eltern nicht, die auf ihr schweres Leben mit Gewalttäigkeit reagieren, vor allem der Vater. Er prügelt immer wieder wie besessen auf seine Kinder ein. Da ist es kein Wunder, dass Yahya Hassan früh straffällig wurde. Zum Glück hat er die Poesie als Ventil für seinen Zorn und seine Verbitterung entdeckt. Am Erstaunlchsten finde ich nicht die Gewalt und den Hass in seinen Gedichten, sondern die Tatsache, dass er  seinen Gedichtband seinem Vater widmet. Stellenweise gibt es auch sanftere Töne, zum Beispiel in "Parabol" in der Szene in der Moschee, wo der Vater sich anders verhält und es so etwas wie Nähe gibt ("Ich saß zwischen seinen Beinen / Lehnte mich an an seinem Oberkörper / Es war während der Imam predigte / dass er mich vielleicht küsste").

Hassans Gedichte sind originell, überwiegend verständlich, sprachlich sehr deutlich. Die Leseprobe hat auf jeden Fall mein Interesse geweckt.