Nur Abrechnung?

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liesmal Avatar

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Der Einband ist aus einem festen Karton, schwarz beklebt. In weißen Buchstaben ist der Name des Buches, gleichzeitig Name des Autors, dreimal zu lesen - auf der Titelseite in großen Buchstaben, YAHYA HASSAN, auf dem Buchrücken, auf der Rückseite. Hier der Zusatz geboren 1995. Staatenloser Palästinenser mit dänischem Pass.
Yahya Hassan beschreibt sein Leben in Gedichten. Es sind einfache Worte, die er gebraucht, häufig bedient er sich einer Fäkalsprache - einfache Worte mit tiefem Hintergrund. Worte, die nachdenklich machen, die tiefes Mitgefühl wecken, die aber auch Fragen aufwerfen und verständnislos machen.
In seiner Familie ist keine Liebe zu spüren. Yahya und seine Geschwister werden vom Vater mit großer Strenge und Härte in Form von körperlicher Gewalt erzogen. Diese körperliche Gewalt - wie ist dieses Verhalten vereinbar mit der Würde des Menschen, die doch unantastbar sein sollte, und wie stimmt es überein mit dem Glauben, der auch häufig Gegenstand der Gedichte ist?
Ablehnung - überall und immer wieder. Es scheint vorprogrammiert zu sein, wie Yahyas Leben verläuft: Körperverletzungen, Diebstahl, Einbrüche, Missbrauch, Jugendarrest, Strafanstalten...
Die einzigen guten Gefühle Yahyas, die ich herausgehört habe, sind die gegenüber seinen Geschwistern, wenn sie vom Vater ihre Strafe erhalten haben.
Durch die einfache Schreibweise - ohne Punkt und Komma und komplett in Großbuchstaben - erzielen die Erzählungen nach meiner Meinung eine noch größere Wirkung.
Meine Gefühle sind nach dem Lesen (und waren es auch schon während des Lesens) oft im Zwiespalt und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen und eine Bewertung vornehmen soll.