Yahya Hassan

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Dieses Buch ist ein sehr ungewöhnliches. Das fängt schon bei dem Titelbild an, was gar kein Bild ist, sondern einfach nur der Name des Autors in weißer Schrift auf tiefschwarzem Untergrund. Auf der Rückseite stehen nur zwei Zeilen, der Klappentext steht innen auf dem Buchdeckel. Wenn man im Geschäft also kein Exemplar zur Ansicht geöffnet hat, weiß man nicht wirklich, auf was man sich mit dem Buch einlässt. Schon der Einband des Buches ist sehr ungewöhnlich und ein solches Buch habe ich noch nie gesehen. Es wirkt wie eine Mischung aus Taschenbuch und gebundenem Buch und liegt gut in der Hand.

Der Inhalt ist ebenfalls ungewöhnlich. Das Buch besteht nur aus Gedichten, die aber allesamt eine Geschichte erzählen. Die Geschichte ist die Kindheit und Jugend des Autors, der es wahrlich nicht leicht in seinem Leben hatte. Das wird in den Gedichten sehr deutlich. Dass die Gedichte alle nur in Blockschrift geschrieben sind, fand ich anfangs etwas störend, aber andererseits zeigt die durchgehend große Schrift auch noch mal, wie eindringlich der Autor seine Geschichte erzählen möchte. Auch zum aufmerksamen Lesen trägt die große Schrift mit bei.

Aus vielen Gedichten wird die Wut des Autors auf das ganze System sehr deutlich. Der Vater, der ihn geschlagen hat, hat ihm nie das Gefühl der Zugehörigkeit gegeben und auch seine Mutter und die Geschwister hatten scheinbar genug mit sich selber zu tun. In der neuen Heimat konnte die Familie auch nicht ankommen, weil der Vater verboten hat, die Sprache des Landes zu sprechen. So wird Integration natürlich schwierig und ein Teufelskreis aus Hass und Gewalt entstand.

Einige der Gedichte konnte ich mir nicht durchlesen, ohne schlucken zu müssen. Es ist schon unglaublich, was der noch sehr junge Autor in seinem Leben schon alles durchlitten hat, aber auch, was für Leid er anderen Menschen zugefügt hat. Man kann nur hoffen, dass er durch die Gedichte einen Weg findet, dieser Spirale zu entkommen. Ich fand das Buch sehr beeindruckend, aber es ist sicher nicht für jeden etwas und man muss sich ein Stück weit darauf einlassen.