aktuelle Gesellschaftssatire

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anneke Avatar

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Auf das Erscheinen von “Yellowface“ habe ich ungeduldig gewartet, denn ich bin ein großer Fan der Autorin. Und das Warten hat sich gelohnt, auch wenn der Roman nicht ganz an „Im Zeichen der Mohnblume“ herankommt. Was vielleicht daran liegt, dass ich Fantasy einfach mehr liebe.

Das Buch dreht sich viel um die Frage, wer welche Geschichten erzählen darf. June, als eine Weiße, klaut das Manuskript ihrer „Freundin“, in dem es um die vergessene Geschichte chinesischer Arbeiter während des ersten Weltkriegs geht. Das an sich ist schon schlimm genug, gleichzeitig wählt sie aber mit Absicht einen Künstlernamen, der als asiatisch aufgefasst werden kann.

Es entsteht unglaublich viel Drama, was ich absolut geliebt habe. Die Einblicke in Junes Gedanken waren sehr faszinierend und es war spannend zu sehen, wie sie ihre Taten vor sich selbst rechtfertigt. Ich war darauf vorbereitet, sie zu hassen, aber etwas Mitleid hatte ich dann doch mit ihr. Sicher, sie hat rassistische Gedankengänge und hat so einige schreckliche Dinge getan, aber der ganze Hass, der ihr entgegenschlug, noch bevor ihr Betrug bekannt wurde, war an der Stelle noch nicht gerechtfertigt, leider aber sehr realistisch.

Ich kann mir vorstellen, dass für einige Leser der ganze Twitter-Shitstorm und die Bubble der Bookcommunity verwirrend sein können. Aber „Yellowface“ zeigt auch die Komplexität von cultural appropriation. Rebecca Kuang weiß einfach, wie man spannende Geschichten mit wichtigen Messages verknüpft, und ich bin sehr gespannt, was als Nächstes von ihr kommt.