Augen auf das eigene Blatt

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constanze_pachner Avatar

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Ok, ok, ok... wie ein Bestseller heutzutage - gerade bei Youngstern - im Literaturbetrieb gemacht werden kann, aber nicht zwanghaft muss, habe ich nach der Lektüre verstanden. Auch der Eichbornverlag spielt mit der viralen Inszenierung rund um den Erscheinungstermin des Romanes #yelloface von #rebeccafkuang mit den Grenzen von Fiktion und Realität, denn er schnappt sich aus der Narration des Romans den Plot, wie Bücher zu Bestsellern gemacht werden, und treibt die Werbetrommel grandios auf die Spitze.

“Und ich frage mich, ob das wohl das letzte undurchsichtige Puzzleteil der Verlagsbranche ist: Sind erfolgreiche Bücher nur so erfolgreich, weil irgendwann alle ohne ersichtlichen Grund beschlossen haben, sie zum Titel der Stunde zu machen.“ 97

Nun zum Text - da ich noch nie auf Twitter unterwegs war, und es in Zukunft auch nicht vorhabe, blieb mir vieles aus der erzählten Welt so fern, wie das Essen eines Steaks als eine sich vegan ernährende Person. Ich schaffte es einfach nicht auf diese literarische Brücke aufzuspringen, um nun adäquat beurteilen zu können, ob der Garzustand der Geschichte rare, medium oder well done ist, und was sich die Meute davon wünscht. Das können sicher andere Leser*innen besser beurteilen.

Im Schreibstil mischt ein sehr verkopfter Slang mit, und bis zum letzten Drittel scheint alles wie ein vorhersehbares Drehbuch, das für die Darstellung extremst talentierte Schauspieler*innen nötig hätte, um ein Publikum erreichen zu können. Doch dann knackte etwas, und ich etappte mich dabei, dass ich ab diesem Zeitpunkt voller Neugierde wissen musste, wie es weiter geht. Warum gelingt dieser Wendepunkt? - weil die Narration beginnt, sich auf das zu konzentrieren, was im Leben Empathie erzeugt oder eben auch nicht. Sie lenkt den Blick auf Blatt und Stift, verlässt den aasgeiernden Raum des digitalen Smogs, und schickt an, sich der eigenen Geschichte zuzuwenden - mit Tinte auf Papier!

“Die sozialen Medien sind so winzige, abgeschottete Räume. Sobald du dein Handy weglegst, ist das allen scheißegal. Und dir sollte es auch scheißegal sein, okay?“ 337