Moralisch tiefgründig

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YELLOWFACE von Rebecca F. Kuang war der Juli-Read @reesesbookclub. Das Buch hat meine Neugier geweckt, so dass ich es mir prompt auf Englisch besorgt und losgelesen habe.
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Die Protagonistin ist June Hayward, eine von unzähligen Autor*innen in der großen weiten Publishingwelt. Während nennenswerte Erfolge ausbleiben, geht es bei ihrer Freundin Athena Liu richtig ab. Bestseller. Netflix-Vertrag. Als Athena auf ganz profane Art und Weise stirbt, ergreift June aus einem Impuls heraus die Gelegenheit und eignet sich Athenas neuestes Manuskript an…
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Eine interessante Geschichte hat Rebecca Kuang da mit YELLOWFACE zu Papier gebracht. Der Einstieg ist leicht und fluffig und ich war schnell in der Story drin. Die hat sich im Folgenden dann anders entwickelt, als ich es erwartet hatte. Sie wird nämlich extrem vielschichtig und wirft immer neue Sichtweisen und viele Fragen auf. Damit muss man sich schon in Ruhe auseinandersetzen und immer wieder neu reflektieren. Der Roman liest sich also nicht mal eben so zwischen Tür und Angel.
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Den Ansatz der Handlung finde ich genial. Kann man aus einer von jemand anderem geschriebenen Geschichte etwas eigenes machen - oder bleibt es trotz Veränderungen Ideenklau? Kuang geht aber noch etliche Schritte weiter. Es geht um das Verlagswesen, Social Media, kulturelle Hintergründe und Rassismus. Ein ganz schönes Brett an Themen. Hinzu kommt, dass June eine schwierige und sehr ambivalente Protagonistin ist. Sie ist wahrlich keine Sympathieträgerin. Lichte Momente macht sie mit extremen Aktionen zunichte. Des Öfteren habe ich gedacht, dass Sie den ganzen Shitstorm verdient hat. 
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Fazit: YELLOWFACE bewegt sich zwischen Genie und Wahnsinn. Krass, was hier alles drinsteckt. Man durchlebt beim Lesen ein ständiges Wechselbad der Gefühle und wird mit tiefgründigen moralischen Fragen konfrontiert. Gibt es auf alles eine zufriedenstellende Antwort? Eindeutig Nein.