Pageturner mit Längen

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leasophia Avatar

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June und Athena lernen sich in Yale kennen und sind von da an so etwas wie Freundinnen. Und doch entwickeln sich ihre Karrieren in unterschiedliche Richtungen. Während June dafür kämpft, ihr Buch zu verkaufen, unterschreibt Athena schnell Verträge mit sechsstelligem Betrag. Während sie, logischerweise, viel Zeit miteinander verbringen, lernen sie sich niemals richtig gut kennen. Nach Athena's plötzlichem und tragischen Tod beginnt June, das Manuskript ihres neuen Romans zu beenden. Was als "Schreibübung" beginnt, entpuppt sich als ihre größte Chance. Das Buch verspricht genial zu werden und Junes Agent ist begeistert. Mithilfe von Athena’s Idee gelingt es June, den Erfolg zu haben, den sie, ihrer Meinung nach, immer schon verdient hat. Als dann erste Plagiatsvorwürfe auftauchen und einen shitstorm in den sozialen Medien entfachen sieht sich June im Auge des Sturms. Wie weit wird sie gehen, um ihre Wahrheit zu verteidigen? Und wird Athena’s Geist sie je los lassen?
In ihrer Angst vor den Vergessenwerden ist June eine so unfassbar unsympathische und doch auch Empathie erregende Figur, die es einem schwer macht, sich auf eine Seite zu stellen. Die Autorin spielt ihre Charaktere gegeneinander aus und kein Plot twist ist vorhersehbar.

R.F. Kuang hat mit „Yellowface“ eine Horrorstory der Buchbranche vom feinsten geschrieben. Sie deckt alle die dunklen Seiten der Industrie auf: Rassismus, Einsamkeit und Neid. Das Buch entwickelt sich schnell zu einem Pageturner der Extraklasse, der leider nicht ohne seine Längen ist. Und doch wird dieser Roman hängen bleiben. Denn die Frage, die er letztendlich zu beantworten versucht ist die, wer welche Geschichte erzählen darf und wessen Wahrheit es verdient, gehört zu werden.