Schwieriger Charakter und tiefe Einblicke ins Verlagswesen

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julchentim Avatar

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Ich werde diese Rezension nun aber etwas anders angehen, als sonst. Ich schreibe mir einfach von der Seele, was ich beim Lesen gefühlt habe.

"Yellowface" von R. F. Kuang war bereits im letzten Jahr ein promotetes Buch in Reese Witherspoons Buchclub "Reesesbookclub". Lange habe ich die deutsche Übersetzung herbeigesehnt und war so gespannt auf die angepriesene Story.

Die Protagonistin June hat meine Gefühle zum Rasen gebracht, aber nicht auf positive Art und Weise. Von Anfang an konnte ich sie nicht leiden, ihre Sicht auf die Dinge, ihre moralischen Vorstellungen und wie sie sie passend zu ihrem eigenen Nutzen umbiegt, ihr Urteil über ihre "Gegnerin" Athena, deren Geschichte sie in der schlimmsten aller Situationen an sich reißt. Einfach ekelerregend unmoralisch und selbstsüchtig.

Ich wollte diese Geschichte wirklich lieben, aber June hat sie mir vermasselt. Ja, non-konforme Charaktere sind gerade absolut in und wollen auch wahrgenommen werden. Aber June Hayward ist eine Person, der ich im echten Leben niemals über den Weg laufen möchte, geschweige denn etwas mit ihrem falschem Leben zu tun haben möchte.

Sie gibt uns viele Gründe, warum ihr Handeln richtig sein soll. Aber in keiner meiner Wertevorstellungen passt auch nur einer ihrer Beweggründe hinein.

R. F. Kuang hat wieder einmal brillant recherchiert und geschrieben, bis ins kleinste μ des Verlagswesens, von der Idee bis hin zum Leser. Wieder einmal ein so detailreiches Buch von ihr, dass man darin versinken könnte. Wenn nicht June wäre.

Es tut mir wirklich leid, aber mehr als 3* kann ich nicht geben.