Sehr relevantes Buch

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tintendrache Avatar

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Zuerst einmal möchte ich sagen, dass ich die Werbung des Verlags, das es in dem Buch um Cancel Culture geht, etwas merkwürdig finde. Cancel Culture ist ein Begriff, der von rechten Kreisen instrumentalisiert wird, um sich in die Opfer-Rolle zu drängen, wenn sie zu Recht kritisiert werden. Also, June sieht sich natürlich als Opfer von Cancel Culture, aber meiner Meinung nach ist die Werbung damit doch dann sehr irreführend, besonders wenn sie gleichgestellt wird mit dem Thema "kulturelle Aneigung".

So, aber jetzt zum Buch! Zu sagen, es hätte mir gefallen, ist definitiv der falsche Ausdruck, denn das Buch hinterlässt kein wohliges, schönes Gefühl. Das Buch zeigt schonungslos toxische Strukturen der Buchbranche und der Onlinewelt auf, sowie strukturellen Rassismus und Sexismus. Jede Figur in diesem Buch ist quasi symptomatisch für ein Problem, und da das Buch auch satirischen Charakter hat, sind die einzelnen Figuren zum Teil überzogen in den Persönlichkeiten, die sie darstellen sollen - ohne jedoch völlig fernab der Realität zu sein, denn ganz viele der talking points im Buch kommen einem vertraut vor, wenn man sich in der Buchbranche und in Online-Welten bewegt.

Es gibt in diesem Buch nicht wirklich Sympathie-Träger, was dazu führt, dass wirklich an keinem Teil der Branche ein gutes Haar gelassen wird. Denn wir müssen uns alle regelmäßig an die eigene Nase fassen und uns für toxische, diskriminierende Strukturen in unseren eigenen Gedanken sensibilisieren.

"Yellowface" ist ein unbequemes, aber sehr wichtiges Buch, das ich absolut empfehlen kann.