Solides Buch.

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literaturentochter Avatar

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Athena und June sind Freundinnen. Moment nein, nein, nein. Die beiden sind Frenemies. Beide arbeiten unter Hochdruck und mit viel Ehrgeiz an ihren Karrieren. Während Athena einen Mehrbuchvertrag mit einem großen Verlag an Land gezogen hat, mit ihren zarten 27 Jahren bereits drei erfolgreiche Romane veröffentlichte und jüngst einen Deal mit Netflix abgeschlossen hat, läuft es bei June ziemlich mies. Ihr Debüt kommt über Umwege auf den Markt und floppt komplett.

»Alle Autor:innen hassen ihre Verlage. Es gibt keine Cinderella-Geschichten, nur harte Arbeit, Durchhaltevermögen und das ewige Streben nach dem goldenen Ticket« (S. 11).

Als Athena durch einen Unfall beim Feiern mit June ums Leben kommt, wittert June ihre Chance auf das goldene Ticket. Sie stiehlt Atehnas aktuelles Manuskript, überarbeitet es und veröffentlicht ›Die letzte Front‹ unter dem Künstlernamen Juniper Song.

Rebecca F. Kuang ermöglicht mit ihrem Buch einen Einblick in einen strengen Literaturbetrieb, der auf die Literaturschaffenden maximalen Druck ausübt. Zeitgleich rechnet die Autorin auch mit den Auswirkungen von Social Media ab! Getrieben von diesen starken Einflüssen handelt Protagonistin June instinktiv, um dem Druck von außen stand halten zu können. Während sie in ständiger Angst lebt, der Schwindel fliegt auf, verfolge ich die inneren Monologe von June gespannt.

»Yellowface« liest sich wie ein Thriller, da ich ständig gespannt bin, wann June die Aktion mit dem geklauten Manuskript um die Ohren fliegt. So fliege ich nur so durch die Seiten und die Scham und Moral, die June fehlt, die überkommt mich beim lesen.



Der Roman eröffnet insgesamt viele Themen wie beispielsweise Täterin-Opfer-Umkehr, kulturelle Aneignung, Cancel Culture, Social Media Shitstorms und Identitätskonflikte. Auch wenn auf 383 Seiten nicht alle Themen tiefgreifend behandelt werden können, liefert Rebecca F. Kuang mit »Yellowface« ein solides Buch.