Spiel mit dem Feuer: zwischen Cancle Culture und der Sehnsucht nach Anerkennung

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didienvoyage Avatar

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„Yellowface ist, zu großen Teilen, eine Horrogeschichte über Einsamkeit in einer hart umkämpfen Branche“ – beschreibt Rebecca F. Kuang ihr neues Buch „Yellowface“ in der Danksagung. June Hayward und Athena Liu sind Freundinnen seit dem Studium, die ein gemeinsamer Traum verbindet: erfolgreiche Autorinnen zu werden. Für die chinesisch-amerikanische Athena geht dieser Traum scheinbar mühelos in Erfüllung. Doch Junes muss sich jede Veröffentlichung, jede Aufmerksamkeit der Branche, ja sogar ihres Verlegers, hart erkämpfen. Der Neid auf den Erfolg ihrer Freundin frisst sich förmlich durch die Buchseiten. Bis sich June eine Gelegenheit bietet, der sie einfach nicht widerstehen kann: Als Athena Liu auf tragische Weise stirbt, nimmt June deren unveröffentlichtes Manuskript und gibt es als ihre aus. Es wird ein Bestseller und June erhält die lang ersehnte Aufmerksamkeit. Wird Sie dieser Verrat einholen?

Yellowface beschreibt nicht nur schrecklich treffen die ureigenen menschlichen Wünsche nach Anerkennung, den Neid, die innere Rechtfertigung und schließlich das Scheitern. Die Protagonistin ist keine Sympathiefigur. Schnell ertappt man sich beim Verurteilen ihrer Gefühle und Taten, aber die Autoren hält dem Leser den Spiegel vor, sodass man sich fragt: Wie würde man selbst handeln und denken? Gleichzeitig ist das Buch so viel mehr, als ein Buch über die Hassliebe zweier Freundinnen. R.F. Kuang hält der Kommerzialisierung der Buchbranche den Spiegel vor, schreibt über Cancle Culture, kulturelle Aneignung, fehlende Diskussionskultur im Internet und dem ständigen Neu erfinden des eigenen Selbst. Stark!

Auch das Buch selbst ist ein kleines Kunstwerk. Nach außen präsentiert es sich als prächtiges, auffälliges gelbes Buch "Yellowface". Doch ohne den Klappentext sehen wir die "Fälschung" - die letzte Front von Juniper Song (der Name der ursprünglichen Autorin durchgestrichen). Super Detail!

Absolute Leseempfehlung. Einen Stern ziehe ich ab, da sich für mich persönlich die Story im ersten Drittel etwas gezogen hat. Wenn man andere Werke von R.F. Kuang gelesen hat, dann wird einen dieses Buch überraschen, da der Schreibstil doch eher locker daherkommt. Ich habe mich erst etwas daran gewöhnen müssen, ein anderes Buch als erwartet vor mir zu haben. Aber vlt ist das im Nachhinein betrachtet ja auch absichtlich?