Starkes Stück mit schwachem Ende

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julemaus94 Avatar

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R.F. Kuang- der Name ist mittlerweile mit relativ hohen Erwartungen verbunden. Wer "Babel" gelesen hat, wird einen sorgfältig recherchierten und minutiös ausgearbeiteten, seitenreichen Roman erwarten und könnte eventuell etwas enttäuscht werden. Denn die Autorin weicht, zumindest in gewissen Punkten, von ihrem altbewährten Schema ab.

Diesmal bleiben wir in der Gegenwart und hören der erfolglosen Debutautorin June dabei zu, wie sie von ihrer Freundschaft zur Bestsellerautorin Athena erzählt. Zumindest bis diese bei einem unglücklichen Unfall ums Leben kommt und June dabei deren nächstes Manuskript in die Hände fällt. Von da an wird ihr Erfolg in der Literaturbranche zum Selbstläufer- und wir bekommen einen sehr tiefen und aufschlussreichen Einblick.

Die Erzählung lässt tief blicken und ist gnadenlos bissig. Der besondere Clou, June selbst erzählen zu lassen führt dazu, jede ihrer Schilderungen zu hinterfragen. Alles scheint zutiefst subjektiv, höchst emotional und dank Junes teils labiler Verfassung nicht immer glaubwürdig.

Das macht natürlich unheimlich viel Spaß, lässt nebenbei aber auch sehr tief blicken und vieles hinterfragen, was man so in den sozialen Medien und auch im Buchhandel präsentiert bekommt.

Wer entscheidet eigentlich, welches Buch der nächste Bestseller wird? Wer bestimmt über Erfolg oder Miserfolg eines Debuts?

Zumindest "Yellowface" wäre für mich ein Jahreshit geworden, hätte die Autorin ihre Stärke bis zum Schluss ausspielen zu können. Doch das Ende kann leider mit dem Esprit der ersten Kapitel nicht mithalten.