Super interessant!

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mae.booktok Avatar

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R. F. Kuang hat in diesem Buch deutlich ihre persönlichen Erfahrungen eingebracht, sei es durch die Verweise auf Athena und June oder durch ihre Einblicke in das Verlagswesen und die Welt der sozialen Medien. Sie verleiht diesen Details eine beeindruckende Authentizität, die den Leser glauben lässt, dass Yellowface genau so hätte passieren können. Auch ihr Schreibstil ist wunderschön, daran liebe ich vor allem, dass sie die Gestaltung ihrer Erzählstruktur mit ihrer Handlung verbindet und so kleine Hinweise auf die Unverlässlichkeit des Erzählers streut.

Obwohl June zweifellos eine unsympathische Protagonistin ist, ist sie für diese Geschichte dennoch die perfekte Hauptfigur. Das wirklich tragische an Junes Charakter ist, dass sie sich mehr für die Idee des Schreibens und ihre damit verbundenen Ziele berühmt zu werden interessiert als für das Schreiben an sich. Im Verlauf ihres Eifersuchtsdramas hat sie ihre Kreativität längst verloren und es ist bedauerlich, dass ihre letzte Chance, sie wiederzufinden wahrscheinlich in der Freundschaft zu Athena lag, der sie sich aber nie ganz öffnen konnte. Letztendlich belügt June sich selbst bis zum Schluss von Yellowface.

Das Lesen des Buches fühlt sich an wie eine Zusammenfassung jeder Diskussion, die man je geführt hat, aber genau das macht Yellowface so bemerkenswert: Es ist persönlich. Yellowface ist ein herausragendes Beispiel für einen unzuverlässigen Erzähler. Die Linien zwischen Lüge und Wahrheit verschwimmen immer wieder, was eine perfekte Kulisse für die moralisch grauen Charaktere schafft.