Überbewertet

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kkruse Avatar

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So viele begeisterte Lesestimmen zu diesem Buch und ich habe einen ganz anderen Eindruck gewonnen… Da kann ich kaum glauben, dass wir von demselben Roman sprechen. Aufgrund des großen Rummels rund um die Veröffentlichung von „Yellowface“, der Lobeshymnen und auch des Klappentextes, der eine interessante, kontroverse Thematik verspricht, habe ich etwas ganz anderes, viel mitreißenderes und anspruchsvolleres erwartet. Ich persönlich bin dahingehend leider enttäuscht worden und halte das Buch für überbewertet. Aber zum Glück sind Geschmäcker ja verschieden…

Inhaltlich hat mich „Yellowface“ enttäuscht, da ich die Handlung als recht vorhersehbar empfunden habe. Vieles war durch den Klappentext vorweg genommen und es kam für mich keine rechte Spannung auf. Wie gesagt hat das Thema des Romans (kulturelle Aneignung) auch definitiv Potential und war mit ein Grund, warum ich das Buch gerne lesen wollte. Aber meiner Meinung nach wird das Potential für kontroverse, reflektierende Betrachtungen hier von der Autorin nicht ausgeschöpft und die Problematik wird nicht differenziert genug betrachtet oder durch neue, überraschende Sichtweisen angereichert. Schade, nachdem ich Interview mit der Autorin in der ZEIT gelesen habe, bin ich mit anderen Erwartungen an ein Werk von ihr herangegangen.
Ebenso hat sie mich sprachlich enttäuscht, da der Roman literarisch wenig anspruchsvoll ist. Die überwiegend kurzen Sätze sind ohne sprachliche Finesse oder Hintersinn und der Text wirkt für den Massengeschmack recht beliebig verfasst. Dazu war mir die Erzählerin sehr unsympathisch, da sie so selbstverliebt und arrogant wirkte. Im Roman fehlte mir ein Sympathieträger und ich konnte keine Verbindung zu den Charakteren und ihrem Schicksal aufbauen.
Allerdings gibt es zugegebenermaßen auch bessere Passagen, wenn es z.B. um die Vermarktungsstrategien im Verlagswesen geht oder die Erzählerin doch mal etwas tiefgründigere Gedanken zur Autorenschaft anstellt. Die vielmals angesprochenen satirischen Elemente sind erkennbar, aber liegen nicht auf meiner persönlichen Geschmackslinie.
Daher kann ich den ganzen Hype rund um „Yellowface“ nicht nachvollziehen. Mich hat der Roman nicht gefesselt und es gibt inhaltlich und sprachlich so viel bessere Bücher, die weniger beworben werden. Ich habe mich sogar schon gefragt, ob der Verlag selbstironisch extra so eine Marketingwelle losgetreten hat, um die ganze Dynamik aufs Korn zu nehmen. Ohne den ganzen Hype würde der Roman wahrscheinlich nicht so gefeiert werden… Doch vielleicht wird in den sozialen Medien z. B. bei TikTok oder instagram auch einfach ein anderer Stil bevorzugt, mit dem ich nichts anfangen kann? Eine Menge Leser und Leserinnen scheint „Yellowface“ ja begeistert zu haben. Mein Lieblingsbuch wird es wohl nicht mehr werden.