Unbelehrbare Plagiatorin erzählt ihre Sichtweise

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la tina Avatar

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Dies war nach Babel mein zweiter Roman der Autorin und diesmal hat sie in meinen Augen eine richtige Meisterleistung hingelegt. Und das mit einer Protagonistin, welche mir von Kapitel zu Kapitel immer mehr zuwider wurde. Warum? Tatsächlich wird gleich zu Beginn deutlich, dass die fiktive Autorin des Romans, Juniper Hayward, eine von Neid zerfressene, wenig talentierte Autorin ist. Als die befreundete, äusserst erfolgreiche Autorin Athena Liu vor ihren Augen verstirbt stiehlt sie deren neuestes Manuskript, ändert es ein wenig um und verkauft es als ihr eigenes Werk. Was an sich schon äusserst verwerflich ist wird dadurch noch umso schlimmer, dass die verstorbene Autorin in ihrem Werk Diskriminierungen in der Vergangenheit gegen Asiaten an der europäischen Kriegsfront anprangerte, woraus die Plagiatorin ein Buch mit einer völlig anderen Aussage macht. Da werden die angeklagten Menschen des Westens wieder zu Sympathieträgern umgeformt und den Asiaten tatsächlich veraltete Stereotypien angehängt. Völlig seiner einstigen Message beraubt erscheint das Buch, was man bei der Hardcoverausgabe von Yellowface sogar als kleines Extra erkennen kann, wenn man den Schutzumschlag abnimmt. Ein kleines, feines Extra. Dass mit dieser Unerhörtheit das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht ist kann man sich denken, besagte fiktive Autorin sieht sich natürlich stets als Opfer, als ungerecht behandelt und ihre Gesinnung, puh. Also da muss ich Rebecca F. Kuang loben, mit dieser Juniper hat sie eine in meinen Augen stark polarisierende Figur erschaffen, stellvertretend für so viele Menschen, welche in der heutigen Zeit noch immer unbelehrbar sind bezüglich diverser diskriminierender Themen.
Das Buch hat mich emotional komplett mitgerissen, und das, obwohl mir die Erzählperson von Kapitel zu Kapitel immer unsympathischer wurde. Oder vielleicht auch gerade deswegen.