Wenn Stil überzeugt, aber Herz fehlt

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booklovingsandy Avatar

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⭐️ 3,5
Im Vornherein habe ich viel von diesem Buch gehört und war daher sehr neugierig auf dessen Inhalt. Leider hat es mich jedoch nicht so begeistert wie erhofft.
Dabei liegt es nicht an dem Schreibstil der Autorin. Sie schreibt spannend und bildlich, ich war sofort in der Geschichte drin. Interessant sind auch alle Details zum Thema Verlagswesen und Publikationen, mit denen ich mich vorher noch nie so intensiv auseinandergesetzt habe. Doch gab es keinen einzigen Charakter, den ich irgendwie ins Herz geschlossen habe. Vor allem das Handeln der Hauptperson June ist äußerst fragwürdig. Sympathien habe ich nicht entwickelt, manchmal höchstens Mitleid. Ich meine gelesen zu haben, dass dies auch das Ziel von Rebecca F. Kuang war und wenn das stimmt, dann ist ihr das gelungen. Aber für mich ist es beim Lesen total wichtig, eine Figur zu haben, die ich mag und mit der ich mich evtl. sogar identifizieren kann.
In der Geschichte schafft es die Autorin allerdings, auf verschiedenen Metaebenen zu kommunizieren, was ziemlich beeindruckend ist. Hierbei ist sie nicht belehrend – was richtig oder falsch ist, entscheiden die Rezipienten. Dazu gehört auch das offene Ende, was wir als Leser:innen im Kopf weiterdenken sollen. Ich persönlich hätte mir aber einen richtigen Abschluss gewünscht und war daher eher enttäuscht.

Ich empfehle das Buch somit nur bedingt weiter. Es bietet zwar viele interessante Einblicke in aktuelle gesellschaftliche Themen, emotional konnte es mich leider nicht abholen. Wer einen klaren Abschluss bevorzugt oder eine Identifikation mit den Figuren sucht, könnte sich hier schwertun.