Yelloface oder Die letzte Front

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keke Avatar

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Eher zufällig, weil beide während ihres ersten Studienjahres in Yale wohnten, und beide Schriftstellerinnen werden wollten, sind June Hayward und Athene Liu befreundet.
Während Athena aber schon ziemlich schnell große Erfolge als Schriftstellerin feierte, wurde June´s Romandebüt nur wenig Beachtung geschenkt.
Nach einem gemeinsam verbrachten Abend entdeckt June in Athenas Schreibzimmer das Manuskript eines neuen Romans, den Athena gerade beendet hat. Athena gestattet ihr, ein paar Seiten zu lesen und June wird schnell klar, dass sie etwas Großartiges in Händen hält.
Als Athena im weiteren Verlauf des Abends plötzlich vor Junes Augen verstirbt, bemächtigt sie sich des Manuskripts. Sie überarbeitet und vervollständigt das Manuskript und veröffentlich es unter ihrem Namen bzw. unter dem vom Verlag gewählten Pseudonym Juniper Song.
Schnell wird das Buch zum Bestseller aber bald mehren sich Zweifel, ob June tatsächlich die Autorin von Die letzte Front ist….
Ehrlich gesagt, stehe ich Büchern, die schon vor ihrem Erscheinen durch die Buchbranche und die sozialen Medien derart gehypt werden sehr skeptisch gegenüber.
Yellowface hat mich aber angenehm überrascht.
Die Charaktere sind, obwohl weder Athena noch June es schafften. in mir Sympathie zu erwecken, gut gezeichnet und passen sehr gut zur Handlung des Buches. Obwohl Junes Handlungsweise natürlich zu verurteilen ist, schafft es Kuang, ihre Beweggründe so darzustellen, dass man als Leser:in gleichwohl mit ihr mitfiebert und Seite um Seite quasi verschlingt, um zu erfahren, ob June die Täuschung aufrecht halten kann.
Den ungeschönten Einblick in die Buchbranche, den das Buch fast schon in Form einer Satire gewährt, fand ich sehr interessant und lesenswert.
Das Ende des Buches war überraschend und rundet meinen positiven Eindruck von Yellowface ab.
Fazit:
Das Buch ist flüssig und spannend geschrieben, und behandelt gleichwohl momentan aktuelle Themen, wie etwa kulturelle Aneignung, Altagsrassismus und die Wirkung, die soziale Medien in jedweder Form auf uns alle haben.
Ich habe es in nur zwei Tagen verschlungen und kann es, trotz einiger weniger Längen, uneingeschränkt empfehlen.
Bei diesem Buch möchte ich auch besonders die Buchgestaltung hervorheben.
Ist das Cover an sich schon ein Eyecatcher, so ist die Idee das unter dem Schutzumschlag als Titel Die letzte Front von Athena Liu (durchgestrichen) bzw. Juniper Song zu lesen ist, wirklich mal sehr originell. Und auch der schön gestaltete Buchschnitt lässt das Herz jeden Buchliebhabers höherschlagen.