Von Glückskeksen zur Gewaltspirale: Warum mich Yoko verlor

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In Yoko erzählt Bernhard Aichner die Geschichte einer jungen Frau, die alles verliert – und zur Mörderin wird. Bernhard Aichner ist bekannt für seine dichten Thriller mit klarem Stil. Der vielfach ausgezeichnete Autor und Fotograf wurde mit der Totenfrau-Trilogie einem breiten Publikum bekannt. In Yoko erzählt er die Geschichte einer jungen Frau, die scheinbar zufällig aus einem geordneten Leben gerissen wird – und zur Mörderin wird.

Inhalt
Yoko, Ende zwanzig, hat ihre Metzgerei in eine Glückskeks-Manufaktur verwandelt und lebt ein ruhiges, erfülltes Leben. Doch als sie bei einer Lieferung in einem Restaurant versucht, einem gequälten Hund zu helfen, ändert sich alles. Was mit einer mutigen Geste beginnt, endet in Gewalt, Missbrauch und Verlust. Yoko verliert alles – und beginnt, sich zu rächen. Kompromisslos. Brutal.

Meine Meinung
Ich habe die ungekürzte Hörbuchfassung gehört – gelesen von Vera Teltz, die ihren Job sehr gut macht. Empfohlen wurde mir das Buch aus dem Bekanntenkreis, auch weil bald der zweite Teil John erscheint. Also dachte ich: Jetzt oder nie. Leider konnte das Buch meinen Erwartungen nicht standhalten.

Schon nach wenigen Kapiteln merkte ich, dass das zentrale Thema Rache mir persönlich gar nicht liegt. Die Wandlung von der sensiblen Glückskeks-Unternehmerin zur eiskalten Mörderin wurde für mich nicht nachvollziehbar dargestellt. Die psychologische Tiefe fehlte, der Übergang wirkte überzeichnet und wie eien andere Rezensentin anmerkt: "Der Anfang war super, aber anschließend hat mich die ganze Geschichte total an Kill Bill erinnert."

Die Gewaltszenen, vor allem die Missbrauchsgeschichten, waren schwer zu ertragen. Eine andere Rezensentin hat es passenderweise so zusammengefasst: "Ich wundere mich,wie kein einziger Mensch während der Entstehung des Romans die Frage gestellt hat, ob es vielleicht eine gute Idee ist, wenn ein Mann die Erfahrung einer Frau während einer Vergewaltigung und ihr damit verbundenes Trauma beschreibt und als Auslöser für ihre Charakterentwicklung(!) nutzt. "

Der gesamte Plot fühlt sich an vielen Stellen mehr zufällig als logisch an. Der Spannungsbogen baute sich kaum auf, die Dialoge wirkten aufgesetzt und die Hauptfigur blieb mir emotional fremd. So blieb bei mir vor allem ein Gefühl von emotionaler Leere. Die Geschichte wollte intensiv sein, hat mich aber an keinem Punkt gepackt oder berührt.

Fazit
Yoko bleibt für mich ein Thriller ohne echte Tiefe. Zu konstruiert, zu brutal, zu kalt. Was spannend und intensiv hätte sein können, hat mich am Ende nur enttäuscht. 2 von 5 Sternen.