Erschreckend, aber leider auch etwas fad...

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ismaela Avatar

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Anfangs war ich von dieser LP sehr begeistert - der Einstieg ist super, und auch der Schreibstil gefällt mir gut. Dass Joe ein kranker Mensch ist, wird schon auf den ersten Seiten deutlich. Es ist beeindruckend, wie es der Autorin gelingt, die Gefühlswelt dieses Mannes in der Ich-Form rüberzubringen. Hier wechseln sich narzisstische Selbstüberschätzungen mit einer völlig überzogenen Ichbezogenheit ab, und dass der Junge davon überzeugt ist, dass ihn Beck liebt, und sie füreinander geschaffen sind, macht die ganze Geschichte in ihrer beklemmenden Realitätsnähe sehr erschrecken.
Leider flacht die Spannungskurve bereits zum Ende der LP ab, denn auch wenn Joe langsam in Becks Leben eintaucht und sie ausspioniert, wirkt es mit der Zeit fad und öde, wenn er gefühlte tausend Stunden vor ihrer Wohnung lauert und jedes winzige Detail mit seinen Überlegungen und Gedankengängen spickt. Auch finde ich ihr Verhalten, vor allem in sexueller Hinsicht, etwas überzogen. Und ein weiterer Punkt, der für mich ein bisschen unbehaglich ist: wenn das ganze Buch aus der Sicht des kranken Stalker erzählt ist - wie muss man sich die Auflösung vorstellen? Da seine ganze Gedankenwelt ja eine "falsche" ist, wie kann man dem Leser vermitteln, das sich Beck, sobald sie merkt, was er für ein Mensch ist, von ihm abwendet? Oder passiert das nicht? Fragen über Fragen.
Jedenfalls sehr interessant, würde mich sehr interessieren, wie diese Geschichte ausgeht.