Genialer Auftakt einer Dystopie mit kleinen Schwächen (Hörbuchrezension)

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mel.e Avatar

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"Young World - Die Clans von New York" haben meine ältere Tochter und ich mich einige Tage im Auto begleitet. Während ich wieder einmal die Brutalität einer Dystopie bemängel würde, war meine Tochter in dieser Hinsicht völlig entspannt. Es fällt mir manchmal einfach schwer die Grausamkeiten auszublenden, da es eben auch um das nackte Überleben geht und ich mich sicherlich auch verteidigen würde oder bei Hunger töten. Das gegenseitige Abschlachten war irgendwann Routine, obwohl ein leiser Unterton der Trauer wie ein roter Faden durch das Buch gezogen wird, denn gerade für Donna ist der Verlust der Eltern und des kleinen Bruders immer wieder gedanklich mit im Spiel. Jefferson scheint es um einiges besser verarbeiten zu können, dass Erwachsene und Kinder die Seuche nicht überlebt haben. Millionen von Leichen säumen ihren Weg, um Heilung zu finden.
Es sticht deutlich hervor, dass die beiden Protagonisten eine ganze Menge Potential entwickeln im Laufe der Story, denn um zu Überleben erfordert es Mut und innere Stärke. Sich dabei zu ergänzen ist das A und O und wird hier sehr verdeutlicht. Natürlich fließt auch eine Liebesgeschichte mitten in das Grauen der Dystopie, aber diese wird bitter benötigt, da sonst wenig Schönes geschehen würde.
Mir gefällt in Hörbüchern der Sprecher / Sprecherinnenwechsel, denn so bekommt das Hörbuch einiges mehr an Leben und es ist einfacher zuzuhören. Donna / Jefferson sind eindeutig zu identifizieren, da sie jeweils eine weibliche oder männliche Stimme zugeordnet bekommen haben, die uns durch die Story führen und uns teilhaben lassen an den Gedankengängen des jeweiligen. Für mich war dies auszeichnend für die Story, die mir zuerst nicht gefallen wollte, da sie wirklich brutal und zwischendurch auch wirklich obszön ist. Verliert man seine Werte, nur weil kein Erwachsener mehr da ist, um mich in meine Schranken zu weisen? Ich fand die jugendliche Sprache mitunter doch zu dick aufgetragen und dies ist mein Einziger kleiner Kritikpunkt. Das eine Dystopie oft brutal ist, kann ich nicht als Negativ werten, denn das wusste ich, bevor ich mich für das Hörbuch entschieden hatte.

Gerne vergeben wir eine Hörempfehlung an ein Hörbuch, welches hochgradig spannend war und letztendlich ganz viel Raum zur Hoffnung gab, auch wenn der Weg dahin steinig und mitunter auch blutig war. Interessant hierbei ist wieder einmal, welch Löwenkräfte man als Mensch entwickeln kann, um zu Überleben. Natürlich ist die Nahrung auch etwas, was mich in "Young World - Die Clans von New York" etwas angeekelt hat, aber auf der anderen Seite ist es scheinbar Natürlich auch Dinge zu essen, die man zuvor niemals in Erwägung gezogen hätte. Verlustängste und Überlebungskampf geben einander die Hand und wirken dadurch völlig authentisch.



★★★★