YW ist wie ein Polaroid

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straßenprinzessin Avatar

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*Nach und nach, wie ein Polaroid, das erst allmählich zum Vorschein kommt, stellen wir fest, dass ...* (YW – Seite223)

...diese Geschichte, ähnlich wie ein Polaroid, ewig Zeit braucht um sich zu entwickeln!
YW ist kein schlechtes Buch aber so richtig überzeugen konnte es mich auch nicht.
Die Charaktere, die Story, der Erzählstil, irgendwas hat mich immer genervt, obwohl ich Dystopien eigentlich super gerne lese.
Als Leser/in lernt man in abwechselnden Kapiteln, bei fortlaufender Story, Jefferson und Donna kennen. Beide leben im selben Clan, kennen sich allerdings schon aus ihrer Kindheit, als die Welt für sie noch in Ordnung war. Nach dem großen sterben, welches nur die Teenager übrig ließ und lässt, versuchen sie mit einem Haufen anderer Kids in Clans zu überleben. Dabei sind die Clans so vielfältig wie die Menschen. Es gibt schlechte und bessere, doch in allen ist der Mangel zu finden.
Der Mangel an Sicherheit.
Der Mangel an Nahrung.
Der Mangel an Menschlichkeit und Hoffnung.
Und in all diesem Chaos versuchen Jefferson, Donna und einige andere Clanmitglieder die Welt mal eben zu retten und von der Seuche zu befreien. Dabei finde ich den Versuch und die Herangehensweise genauso naiv, wie den weiteren Verlauf der Geschichte. Sie mogeln sich von einer Situation zur nächsten und müssen kaum Konsequenzen für ihr handeln erfahren. Alles flutscht so vor sich hin und so schnell wie eine Situation spannend wird, so schnell flaut sie auch wieder ab. Für mich ist das eigentlich der größte Minuspunkt, weil so viel Potenzial verschenkt wurde. Seitenlang muss man sich durch das -mein-Handy-ist-unbrauchbar- Gejammer schlagen und Situationen, die es in sich haben könnten, werden in ein paar Sätze gepresst die mit dem -wir-sind-alle-müde-und-müssen-schlafen- Szenario enden. Vor allem bei Jefferson fand ich es unerträglich. Ihn konnte ich wirklich schlecht einschätzen. Auf der einen Seite ist er Clananführer wider willen, knallharter Kämpfer, Held & Retter der letzten Überlebenden und auf der anderen Seite ist er ein verliebter Jammerlappen, der mir leider viel zu oft überheblich über andere gerichtet hat. Ich fand ihn die meiste Zeit ziemlich unsympathisch und war froh über jedes Kapitel, welches aus Donnas Sicht geschildert wurde. Donna ist eigentlich die einzige Person die ich auf Dauer mochte. Nicht nur die Art wie sie die Geschichte erzählt hat, hat mir besser gefallen, sondern auch ihre manchmal recht zynische und unsichere sarkastische Haltung. Dennoch bleibt auch Donna manchmal viel zu eintönig. Beide lernt man nur von ihrer Apokalypsen – Seite kennen und die wenigen Momente aus ihrer Vergangenheit sind viel zu kurz und gleich um sie mal etwas besserer kennenzulernen. Über Brainbox und Co. sollten wir lieber erst gar nicht reden. Die Infos, die man über alle Nebencharaktere erfährt, kann man an einer Hand abzählen. Ich hatte das Gefühl, dass sie einfach nur Figuren waren, die für einen besseren Übergang zur nächsten Situation gesorgt haben. Gute Ansätze waren ja da, aber irgendwie sind sie meiner Meinung nach viel zu oft im Sand verlaufen. Obwohl es zum Ende hin schon wesentlich besser wurde. Auch der Schreibstil hat mir teilweise gut gefallen und dann gab es wieder Momente die meinen Lesefluss mies unterbrochen haben. Ich mochte die Geschichte am meisten, wenn sie aus der Sicht von Jefferson und Donna erzählt wurde. Der spontane Wechsel zur Ich – Perspektive war auch noch ok, aber mit Ich: xx Jefferson: xxx Brainbox: xx, oder wer auch immer, konnte ich mich absolut gar nicht anfreunden.
Ebenfalls genervt hat mich die Weltuntergangsbezeichnung -Es Passiert Ist-. Irgendwie ist mir diese Bezeichnung für die Apokalypse zu langweilig und nach der 10. Wiederholung hat es mich persönlich einfach nur noch übelst genervt. Vielleicht auch, weil man als Leser/in von -Es Passiert Ist- super wenig erfährt. Ich hätte es mir ein bisschen Detailreicher gewünscht, einfach ein paar mehr Hintergrundinformationen rund um die Ausbruchstage, um intensiver in die Geschichte eintauchen zu können. So war es dann doch einfach nur sehr oft ziemlich Oberflächlich und das, obwohl Cover und Klappentext so gut aussahen und klangen. Auch die unterschiedlichen Schriftarten zwischen Jeffersons und Donnas Kapiteln fand ich toll. Ebenso gab es hin und wieder kleine gedankliche Textperlen von Jeff und Donna, die mir sehr gut gefallen haben.
*Bücher dagegen … Bücher sind einfach praktisch. Auf Papier gedruckte oder geschriebene Ideen überdauern Jahrhunderte. Und wenn man etwas nachschauen will, ist es da. Man muss es nicht aus der Luft fischen, aus irgendeinem Datenzentrum in New Jersey oder sonst wo abrufen.
Also lachen die Bücher am längsten.* (Seite 92)
Und doch ist YW am Ende ein Buch, von dem ich nicht sagen kann, ob es mir gefallen hat oder nicht. Ich werde dem 2. Teil auf jeden Fall eine Chance geben und hoffe einfach mal das beste. ;-)