Von Freundschaft und Besessenheit

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waterlilly Avatar

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Zunächst einmal muss ich leider sagen, dass ich weder das Cover noch den Titel von Belinda McKeons Roman „Zärtlich“ besonders gut gewählt finde, da beide assoziieren, dass es sich hier um einen der derzeit populären Erotikromane handelt. Tatsächlich ist „Zärtlich“ jedoch ein Drama.

Ende der 90er Jahre zieht Catherine zum studieren nach Dublin. Für das sehr behütet aufgewachsene Mädchen beginnt ein aufregendes neues Leben voller Partys, neuer Freunde und Freiheit. Als sie den Fotografen James trifft, ist sie fasziniert von seiner lauten und herzlichen Art und schon bald sind die beiden unzertrennlich.
Sie beginnen sogar eine Liebesaffäre, doch James erwidert Catherines Gefühle nicht auf die gewünschte Art und beide steuern schon bald auf eine Katastrophe zu.

Die Figur James ist nicht nur bei sämtlichen im Buch vorkommenden Charakteren der Liebling, sondern war auch mein absoluter Favorit. Mit seiner witzigen Art und seinen scherzhaften Sprüchen brachte er mich regelmäßig zum lachen und traf genau meinen Humor. Ich würde sogar sagen, dass im ersten Drittel des Buches die Geschichte überwiegend von James getragen wird. Außer Studentenparties und gemeinsamen Unternehmungen passiert im Grunde nicht viel, aber durch James amüsante Ausdrucksweise liest es sich sehr kurzweilig.

Ab dem Moment, als die beiden Protagonisten ihre Affäre beginnen ändert sich der Schreibstil völlig. Der Teil „Romanze“ besteht aus einzelnen Sätzen, Satzfetzen und Horoskopen, die mit großem Zeilenabstand gedruckt wurden.
Ich nehme an, dass hier die innerliche Leere und Zerrissenheit Catherines untermauert werden soll. Zu lesen fand ich dieses Kapitel sehr gewöhnungsbedürftig und war froh, als die Autorin im letzten Abschnitt zu einer „normalen“ Erzählweise zurück wechselte.

Catherine habe ich als einen sehr unangenehmen Charakter empfunden. In ihrem Auftreten und Handeln ist sie sehr ichbezogen und verhält sich teilweise krankhaft eifersüchtig. Ihre angebliche Liebe für James habe ich ihr nicht geglaubt. Für mich ging es ihr eher darum, dass sie ihn unbedingt besitzen und mit niemand anders teilen wollte.

Obwohl ich die Freundschaft von Catherine und James sehr ungesund fand, hat mich das Ende des Buches sehr berührt und ich war traurig, als ich auf der letzten Seite ankam.
Gerne hätte ich noch mehr gelesen und erfahren wie es weiter geht.