Erwachsen, mitreißend, authentisch und (fast) nicht kitschig

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buecherjaeger Avatar

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Als Ally stirbt, lässt sie ihre Mutter, ihre beste Freundin und ihren Freund zurück. Letztere verstanden sich noch nie wirklich gut, müssen jetzt aber beide mit Allys Tod zurechtkommen, und zu allem Überfluss gibt es da wohl noch eine Bucket List, die Ally nicht mehr abarbeiten konnte. Ein Glück hat sie einen Freund und eine beste Freundin, die fast alles für sie tun würden…

„Zehn Jahre du und ich“ erzählt die Geschichte von Becca und Charlie, die versuchen, mit Allys Tod fertig zu werden, über zehn Jahre hinweg. Natürlich entwickeln sich die jungen Erwachsenen, die die beiden zu Anfang des Buches sind, über diesen langen Zeitraum hinweg weiter. Die viel zu früh verstorbene Ally bleibt immer in ihren Hinterköpfen, gerade anfangs spielt die Trauer um sie noch eine große Rolle.
Pernille Hughes hat es geschafft, die Entwicklung der beiden Protagonisten authentisch wirken zu lassen. Sie sind vollkommen verschiedene Personen, die unter ebenso unterschiedlichen Voraussetzungen ins Leben gestartet waren und entsprechend blicken sie anders auf das Leben und Dinge, die es bietet, und entwickeln sich anders als die jeweils andere Person.

Bevor ich das Buch gelesen habe, hatte ich ein wenig Sorge, der Tod von Ally könnte der Aufhänger der Geschichte sein, dann aber im Laufe des Buches immer weniger berücksichtigt werden und der Liebesgeschichte zum Opfer fallen. Das wurde zum Glück nicht bestätigt. Im Gegenteil. Die Autorin sorgt clever dafür, dass Ally immer einer Rolle im Buch spielt, dass die Trauer um sie und die Frage, wie Becca und Charlie mit ihrem Verlust umgehen, immer präsent sind. Die Art, wie die Trauer und auch der Umgang der Protagonisten damit beschrieben wird, wirkt sehr authentisch. Wer schon einmal eine Person verloren hat, kann sich mit vielen Stellen in diesem Buch identifizieren. Und trotzdem entwickelt sich die Liebesgeschichte organisch, der Tod von Ally überschattet nicht immer alles.

In dieser Enemies-to-Lovers-Story werden zwei Charaktere begleitet, die trotz – oder wegen – ihrer Unterschiede und verschiedenen Startvoraussetzungen beide sympathisch sind. Ein sympathischer, charmanter, höflicher, liebenswerter junger Mann – kein Macho – und eine nicht immer glückliche, im Laufe des Buches immer eigenständiger und unabhängiger werdende, liebende junge Frau – kein devotes, naives Mädchen, das alles mit sich machen lässt – erleben zehn Jahre und viele Geschichten, die zum Schmunzeln anregen, sehr authentisch und humorvoll, aber gleichzeitig auch herzzerreißend erzählt sind.

Wenige Bücher rufen in mir viele verschiedene Emotionen hervor. Bei wenigen Büchern wechsele ich zwischen gefesseltem Lesen, lächeln, lautem Lachen und Pipi in den Augen hin und her. Bei „Zehn Jahre du und ich“ schon.