Was sich neckt, das liebt sich?

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New Adult bzw. Liebesroman sind eigentlich nicht mein bevorzugtes Lesegenre. Die Leseprobe von ‚Zehn Jahre Du und Ich‘ hat mich aber sofort angesprochen.
Der Schreibstil des Buches ist sehr angenehm und vor allem die Emotionen der Figuren kamen sehr gut durch. Ich habe mit Charlie und Becca im ersten Kapitel mitgelitten, ihre Trauer und Wut war durchgehend nachvollziehbar.

Becca fand ich einen faszinierenden Charakter. Sie wirkt auf den ersten Blick nicht gerade sympathisch. Doch bekommt man im Lauf der Geschichte einen guten Eindruck, warum sie so ist. Sie hat es nicht leicht gehabt in ihrem Leben und so hat sie eine Schutzschild um sich gebaut, den nur wenige Menschen, wie die verstorbene Ally, durchdringen können. Der Tod ihrer Freundin hat einen gewaltigen Impact auf sie. An Becca hat mir gefallen, wie sie es trotz ihrer prekären Lebenssituation schafft, sich durchzubeißen. Ihre Sturheit war manchmal anstrengend, aber auch bewundernswert.

Charlie ist zwar der zugänglichere Charakter von den beiden Protagonisten, im Gegensatz zu Becca ist er aber sehr passiv und lässt sich vom Leben treiben. Er hatte bislang immer Glück, dass ihm die Dinge zugeflogen sind. Er überlässt gerne anderen die Entscheidungen (oder wirft eine Münze). Der Tod seiner Verlobten wirft auch ihn aus der Bahn.

Die Beziehung von Becca und Charlie war spannend zu verfolgen. Die beiden schenken sich zu Beginn nichts und lassen kaum eine Gelegenheit aus, dem anderen „eins reinzuwürgen“. Für mich ist leider nie so richtig klar geworden, worin sich die Feindschaft der beiden eigentlich begründet.
Allys Bucket List zu erfüllen, hilft den beiden, sich mit ihrer Trauer aber auch mit ihrem eingeschlagenen Lebensweg und nicht zuletzt auch, sich miteinander auseinander zu setzen.
Charlie mach macht auf diesem Wegen m.E.n. die größere Entwicklung von den beiden durch. Becca beginnt zwar auch, ihre Leben neu zu ordnen, steckt aber sehr lange in ihrem alten Verhaltensmustern fest und es dauert bis zum Ende des Buches, bis sie sich endlich zu hinterfragen beginnt. Das fand ich etwas schade, da ich ihre Reaktionen teilweise nicht mehr ganz nachvollziehen konnte.

Die Geschichte fokussiert sich auf diese beiden Figuren. Andere Figuren kommen zwar vor, haben aber nicht viel Raum. Dies ist Beccas und Charlies Geschichte… und die von Ally, denn auch Ally nimmt einen großen Part in der Story ein, obwohl sie nicht mehr am Leben ist. Der Leser lernt Ally kennen und es hat mir gefallen, wir sich im Laufe der Zeit ein sehr differenziertes Bild von ihr aufbaut.

Ein paar Worte noch zum Cover: Mich stört, dass das Cover doch recht viel Ausblick auf den Verlauf der Handlung gibt. Klar, es ist schon vorhersehbar, dass sich Becca und Charlie im Laufe der Handlung einander annähern werden. Aber für meinen Geschmack ist gerade der Untertitel "Sie sind perfekt füreinander [...]" etwas zu spoilerisch.

Fazit. Die Geschichte von Becca und Charlie hat mir gefallen. Die beiden Figuren waren mir sympathisch und kamen authentisch rüber. Die Geschichte war unterhaltsam erzählt und war eine schöne Sommerlektüre. Obwohl viel über das Thema Trauer und das „wie geht es weiter“ gesprochen wurde, hat mir doch manchmal der Tiefgang gefehlt. Trotzdem gebe ich gerne eine Leseempfehlung.