Gespenster und noch vieles mehr

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waldeule Avatar

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Ein Buch, das genau so wenig fassbar ist wie die Gespenster, um die es darin geht. Es geht nicht nur um Gespenster, es geht auch um Eugenik, es geht um einen lang zurückliegenenden Mordfall, es geht um Schicksal und Wiedergeburt. Es ist nicht nur Belletristik, sondern auch ein Krimi und ein historischer Roman, gekoppelt mit etwas Fantasy, aber auch ein Buch über Philosophie und Ethik.

So verwundert es nicht, dass sich viele Handlungsstränge in dem Buch treffen. Die große Anzahl an Themen macht das Buch sehr vielfältig, aber auch kompliziert zu lesen. Gerade am Anfang verwirren die unterschiedlichen Geschichten und durch die zu kurzen Erzählteile kam ich in die einzelnen Stränge nur sehr schlecht rein. Bei diesem Buch war ich oft in Versuchung, vorzulesen, um zu erfahren wie es mit X weitergeht, ohne durch Y und Z unterbrochen zu werden. Allerdings muss man der Autorin zugutehalten, dass sie diese sehr unterschiedlichen Erzählteile meisterhaft zu einer großen Geschichte verwoben hat, deren Kreis sich am Ende 100% schließt. Sie hat sich hier sicher sehr viele Gedanken gemacht. Schade finde ich nur, dass mich die Auflösung des Kriminalfalles nicht überzeugen konnte.

Es gab einige Kapitel in der Vergangenheit und die Geschichte, die dort erzählt wurde, ist mir sehr nahegegangen. Auch in der Gegenwart gab es sehr emotionale Elemente, die für mich aber durch ihre Übertreibung ihre Kraft verloren. Die zahlreichen panormalen Ereignisse, die von den Personen im Buch lediglich als „ungewöhnlich“ wahrgenommen wurden, waren mir ebenfalls zu übertrieben. Ein Leser, der eher an die einzige große Liebe, an Schicksal und Wiedergeburt glaubt, hat an dem Buch sicher noch mehr Freude.

Ich wollte schon lange ein Buch von Jodi Picoult lesen und kann jetzt beruhigt feststellen, dass mir ihr Schreibstil sehr gefällt. Sie schreibt anschaulich und ich konnte mich so gut in das Buch einfinden, und trotz der Vielzahl der Charaktere wurden diese liebevoll und detailliert gezeichnet.

Sehr interessant fand ich die historische Geschichte über die Eugenikbewegung in Vermont, gekoppelt mit der genetischen Embryonenauslese in der Gegenwart. Hier wird einem unwillkürlich die Frage gestellt, welche Grenzen Präimplantationsdiagnostik und Pränataldiagnostik haben muss.

Fazit: Viele tolle Gedankenansätze, die sicher für zwei oder drei Bücher gereicht hätten. Für mich etwas zu viel des Guten, dennoch habe ich es gerne gelesen.