Nicht ganz mein Geschmack

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marina Avatar

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Ich lese gerne Werke der Autorin Jodi Picoult, daher habe ich mich sehr gefreut, dass ein neuer Roman von ihr erschienen ist. Allerdings entspricht „Zeit der Gespenster“ nicht ganz meinen Erwartungen.

 

Ross Wakeman hat bei einem tragischen Unfall seine Frau Aimée verloren. Diesen Verlust kann er nicht verarbeiten und versucht sich daher mehrmals das Leben zu nehmen, um mit seiner großen Liebe wiedervereint zu werden. Allerdings überlebt er alle Selbstmordversuche und entschließt sich letztendlich, Aimées Geist zu suchen.        

In Comtosook, einem kleinen Ort in Vermont, soll derweil ein Einkaufszentrum auf einem Grundstück gebaut werden, welches den Ruf hat, ein alter Indianerfriedhof zu sein. Es kommt zu unerklärlichen Phänomenen wie Regen aus Rosenblättern oder Kaffeemaschinen, die nur noch Limonade kochen. Wie es der Zufall will, wird Ross vom Bauunternehmer beauftragt herauszufinden, ob tatsächlich Geister auf dem Baugrundstück existieren…

 

Das Buch ist in 3 Teile gegliedert:

Der erste Teil spielt in der Gegenwart. Ross und sehr viele andere Charaktere werden instruiert, was anfangs sehr unübersichtlich ist. Die Personen werden sehr flach dargestellt und haben (noch) keinerlei Zusammenhang. Erst ab S. 52 beginnt sich das Wirrwarr an Personen zu lichten.

Der zweite Teil spielt im Jahre 1932 und handelt von den ehemaligen Besitzern (Cecelia und Spencer Pike) des Grundstückes samt Haus, auf dem später gebaut werden soll. Eine neue Thematik wird eingeführt: Die Eugenik im 20.Jahrhundert, d.h. „Die Wissenschaft von der Verbesserung der Erbeigenschaften durch kontrollierte Fortpflanzung.“ (S.294).

Im dritten Teil befinden sich das Geschehen wieder in der Gegenwart. Es kommt zur Auflösung der Handlung.

 

Die Thematik gefällt mir sehr gut. Ich selbst habe bisher nicht viel über Eugenik gewusst, aber die Autorin gewährte mir einen interessanten und wie immer gut recherchierten Einblick.

Im Anhang befindet sich auch ein Interview mit Frau Picoult, in dem sie u.a. erläutert, wie sie auf das Thema aufmerksam wurde. Auch eine Bibliographie fehlt nicht.

Das Übernatürliche in diesem Roman ist mir allerdings zu übertrieben. Hier hatte ich mehr erwartet. Zum Beispiel werden die ganzen unheimlichen Geschehnisse von den Bewohnern von Comtosook einfach hingenommen und die Autorin schreibt nur, dass sie sich (einfach so) daran gewöhnt haben.

Auch die Zusammenhänge der Personen sind mir zu unglaubwürdig. Es passieren ständig irgendwelche Zufälle, die die Personen zusammenführen und miteinander verknüpfen oder sogar zur Auflösung eines Mordfalles führen.

 

Mein Fazit: „Zeit der Gespenster“ hat mir nicht ganz so gut gefallen wie andere Romane der Autorin, der erste Teil war mir zu verwirrend, die Auflösung stark übertrieben. Der zweite Teil war allerdings sehr interessant und die Geschichte von Cecelia fand ich sehr spannend. Das Thema Eugenik war wie immer sehr gut recherchiert und der Schreibstil von Frau Picoult ist flüssig und leicht zu lesen. Allerdings haben mich Bücher wie „Beim Leben meiner Schwester“ und „Macht des Zweifels“ von Jodi Picoult viel stärker in ihren Bann gezogen und erschienen mehr glaubwürdig, auch wenn die Handlungen natürlich ebenfalls erfunden waren;)