Lind-typisch überdramatisiert

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bildersturm Avatar

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Die Geschichte von "Zeit zu verzeihen" klingt durchaus spannend - wenn man denn in der Leseprobe etwas davon zu Gesicht bekäme. Stattdessen landen wir im Prolog, der zum Ende des zweiten Weltkriegs einsetzt und an sich auch nicht gerade urspannend ist, jedoch an der für Hera Lind typischen Überfrachtung leidet ... Kinder sind "arme Seelen" mit "großen Augen" und "runden Gesichtern", die Flucht ist eine "Hölle" im Schneesturm und auch alles andere wirkt irgendwie wie ein Überbleibsel aus den Lore-Romanen der 50er und 60er, das man extra (!) nochmal durch den Kitschwolf gedreht hat. Dramaturgisch völlig aus der Zeit gefallen, obwohl die Handlung selbst mich durchaus interessieren konnte.

Also, trotz des Göttinnen-Status von Hera Lind: es wird Zeit, dass ein Lektor sie ernstlich auf ihre stilistischen Mittel anspricht und dort ein wenig reduzierend tätig wird. Handwerklich arbeitet die Autorin nach wie vor recht sauber (und sehr sehr produktiv), aber mit moderner Literatur hat das genau so wenig zu tun wie das nichtssägende Cover-Artwork, das lustloser kaum sein könnte. Die Lind-Fans werden zuschlagen, aber wer sich auf seinen Lorbeeren ausruht, wird irgendwann auch mal untergehen. Schade um die sicher durchaus erzählenswerte Story ...